Freiwillige auf einer Zuchtstation

Grosskatzen in Zuchtbetrieben

Die Wahrheit hinter der Touristenattraktion «Kuscheln und Spazierengehen mit Löwenjungen»

6.5.2024

Weltweit gibt es viele Orte, an denen sich Menschen mit wilden Tieren fotografieren lassen können oder gar mit ihnen kuscheln dürfen. Unwissende Reisende werden in die Irre geführt. Sie glauben, dass der menschliche Umgang mit den Tieren hilft und dass sie mit ihrem Besuch einer solchen Touristenattraktion zum Erhalt der Art beitragen. Manche Interessierte engagieren sich sogar als Freiwillige und investieren viel Geld und Zeit. Häufig werden solche Einrichtungen von Menschen besucht, welche Tiere mögen und sie deshalb in ihre Ferien miteinbeziehen möchten. Dem enormen Tierleid, welches sich dahinter verbirgt, sind sie sich oft nicht bewusst. Die Löwenzuchtfarmen Südafrikas sind ein solches Beispiel. Diese züchten kontinuierlich mehrmals im Jahr Löwen und füllen diese Orte so immer wieder mit Jungtieren. Den Besuchenden wird dann eine Lüge erzählt, warum die jungen Löwen vor Ort sind und warum der Besuch von Touristen für die Löwen so wichtig ist.

Die Lüge hinter den «geretteten oder verwaisten» Jungtieren

Viele Einrichtungen für in Gefangenschaft lebende Wildtiere werden Ihnen erzählen, dass ihre Jungen entweder gerettet wurden oder verwaist waren, weil die Mutter ihre Jungen ablehnte. Die überwiegende Mehrheit der Jungen wurde jedoch weder ausgesetzt noch gerettet, sondern einfach auf Nachfrage hin auf einer der über 300 Zuchtfarmen in Südafrika gezüchtet.

In diesen vielen Einrichtungen für Wildtiere in Gefangenschaft werden schätzungsweise 10'000-12'000 Löwen und eine unbekannte Zahl anderer Grosskatzen wie Geparden, Leoparden, Karakale, Tiger und sogar Liger - eine Kreuzung zwischen Löwe und Tiger - unter schrecklichen Tierschutzbedingungen gehalten und gezüchtet.

Die Wahrheit: Die Mütter werden zu Zuchtmaschinen 

Löwenbabys, die in Gefangenschaft auf Zuchtfarmen geboren werden, werden ihren Müttern meist wenige Tage nach der Geburt weggenommen. Das bedeutet, dass die Mutter viel schneller wieder fruchtbar wird. Sie kann daher in Gefangenschaft zwei bis drei Würfe pro Jahr produzieren, wobei Löwenweibchen in der Wildnis in der Regel nur alle zwei bis drei Jahre einen Wurf haben. Für die Löwinnen ist es unglaublich traumatisierend, jedes Mal aufs Neue ihre Jungen zu verlieren. Die gleiche Abfolge der Ereignisse trifft auch auf Tiger und andere Grosskatzenarten zu.

Mit diesem System wird eine regelmässige Zucht und somit ständig neue Jungtiere garantiert, welche für Streicheleinheiten missbraucht werden.

Die Lüge hinter der «Wiedereingliederung in die Wildnis»

Einige Zuchtfarmen behaupten, dass die Jungtiere so gezüchtet wurden, dass sie in die freie Wildbahn entlassen werden können und die Farm so zum Erhalt der Löwen beiträgt. Keine Zuchtfarm und auch kein so genanntes «Erhaltungsprojekt» oder «Rehabilitationszentrum» hat jedoch jemals bewiesen, dass eines ihrer Tiere in die freie Wildbahn entlassen wurde.

Handaufgezogene Jungtiere, die auf Zuchtfarmen aufgewachsen sind, werden niemals in die freie Wildbahn entlassen werden können. Erstens würden ihre Gesundheit und ihr Verhalten dies nicht zulassen. Diesen Jungtieren fehlen wichtige Nährstoffe, Sozialisation und Lernverhalten, die ihnen nur ihre Mutter bieten könnte. Zweitens führt intensive Zucht zu Inzucht und verursacht schwerwiegende genetische und medizinische Fehlfunktionen. Hinzu kommt, dass diesen Jungtieren nicht beigebracht wird, Menschen zu fürchten. Da sie von Hand aufgezogen wurden, sehen sie in Menschen keine Bedrohung mehr. Das macht sie zu sehr ungeeigneten Kandidaten für das Leben in der Wildnis und zu einer leichten Beute für die Jagdindustrie. Löwen, die von klein auf gelernt haben, dass Menschen ihnen Nahrung geben, würden auch in der Wildnis erwarten, dass der Mensch ihnen Futter gibt. Dies würde zu sehr gefährlichen Konflikten zwischen Menschen und Löwen führen.

Die Wahrheit: Es ist eine Unterhaltungsindustrie

Junglöwen bleiben Waren. Wenn Junglöwen älter als sechs Monate sind, werden sie für Touristen und Freiwillige zu gross, um mit ihnen zu kuscheln. In dieser Phase können Touristen und Freiwillige mit ihnen auf Wanderungen gehen. Wenn Löwen aus diesem Stadium herauswachsen und zu gefährlich werden, um mit ihnen spazieren zu gehen, werden sie als Zuchttiere gehandelt oder gehalten. Zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Tiere danach in der so genannte Gatterjagd landen.

Die Lüge hinter «Gutes tun als Freiwilliger»

Nicht nur Touristen werden in die Irre geführt, sondern auch Freiwillige. Einige der Zuchtfarmen präsentieren sich daher als Freiwilligenprojekte, bei welchen sich Personen freiwillig für den Erhalt von Grosskatzen einsetzen können. Mehrere Wochen oder Monate lang arbeiten Freiwillige auf den Farmen, wobei sie in der Regel für die Teilnahme an diesen Projekten ziemlich viel Geld bezahlen müssen. Die Farmen nutzen so die Freiwilligen aus, die etwas Gutes für die Tiere und den Naturschutz tun wollen. Leider werden sie immer wieder in die Irre geführt. Solche Projekte haben nichts mit dem Schutz der Arten oder der einzelnen Tiere zu tun. Junge Löwen leiden auf diesen Zuchtfarmen. Wer ehrenamtlich auf einer dieser Zuchtfarmen arbeitet oder Arbeitserfahrung sammeln will, unterstützt indirekt die grausame Löwenindustrie - auch wenn er es nicht so meint oder es nicht erkennt.

Auswirkungen auf das Wohlbefinden: Verhaltensstörungen und schlechte Entwicklung

Die intensive Zucht von Grosskatzen hat grosse Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Löwinnen in Gefangenschaft sind ständig trächtig, und Inzucht ist weit verbreitet, wodurch Nachkommen mit Missbildungen und/oder Gesundheitsproblemen entstehen.

In der freien Wildbahn schlafen die Jungtiere einen beträchtlichen Teil des Tages, während sie in Gefangenschaft den ganzen Tag lang gestupst und gestossen werden. Nicht selten werden die Löwen-, Tiger- und Gepardenjungen während 8-10 Stunden pro Tag an sieben Tagen die Woche, der zahlenden Öffentlichkeit vorgeführt, damit Interessierte mit ihnen spielen, sie streicheln und knuddeln können. Dies bringt den Einrichtung einen beträchtlichen Geldbetrag ein. 

Das Kuscheln und Spielen mit jungen Löwen und Tigern ist für die Tiere mit viel Stress verbunden. Die Junglöwen brauchen Ruhe und Kontakt mit (älteren) Mitgliedern ihrer Art. Der intensive Kontakt mit (fremden) Menschen und die oft schlechten Haltungsbedingungen der Tiere führen zu schweren Verhaltensstörungen und einer schlechten geistigen und körperlichen Entwicklung.

Die Haltung von wilden Raubtieren in Gehegen als Touristenattraktion ist grausam, beunruhigend und unnatürlich. Die Bedingungen sind oft ungeeignet, es mangelt an Beschäftigungsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung und die grundlegendsten Bedürfnisse wie Wasser und Nahrung werden oft nicht erfüllt. Und all dies zum Nutzen unserer Unterhaltung, um zu einer Fotorequisite zu werden und Wildtiere einfach zu einer Ware zu machen.

Streicheln Sie keine Löwen-, Geparden- oder Tigerbabies, wenn Sie nicht Teil des Problems werden wollen

Der Versuchung, ein Löwenjunges zu knuddeln oder zu streicheln, mag schwer zu widerstehen sein, aber es ist das Richtige - denn die ganze Industrie ist ein grosser Betrug.

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