Löwin Pisa

«Meine Rettung aus dem schlimmsten zoo der welt»

Die Geschichte von Löwin Pisa und wie sie endlich Gras unter den Tatzen spüren durfte. 

«Ich erinnere mich daran, immer wieder laute Geräusche und Schüsse gehört zu haben. Oft ganze Nächte lang. Manchmal war es so laut, dass es mir in den Ohren schmerzte. Dann konnte ich nicht schlafen und versuchte, mich zu verstecken. Aber leider gab es in unserem kleinen Käfig, der aus nacktem Stein bestand, nichts, wo ich dahinter hätte Schutz finden können.

Mehrere Jahre lebte ich in einem Zoo zusammen mit anderen Löwen. Mit einem der Löwen hatte ich ein besonders vertrautes Verhältnis, Motan. Doch solche Freundschaften waren nur ein kleines Glück in unserem tristen Leben. Es ging uns schlecht. Die Sonne brannte unermüdlich auf unser Käfigdach und es gab nichts, wo wir uns hätten abkühlen können. Auch Trinkwasser und Futter wurde nur unregelmässig verteilt. So brach jedes Mal, wenn Essen verteilt wurde, ein Kampf darum aus. Es ging nur noch darum, möglichst viel abzubekommen, denn wir wussten ja nie, wann es das nächste Mal etwas zu essen geben würde.

«Ich erinnere mich daran, immer wieder laute Geräusche und Schüsse gehört zu haben. Oft ganze Nächte lang. Manchmal war es so laut, dass es mir in den Ohren schmerzte.»

Löwin Pisa

Löwin Pisa im Rafah Zoo

Löwin Pisa in ihrem Käfig im Rafah Zoo bevor sie gerettet wurde.

Auf einmal wurde es ein bisschen besser und wir erhielten regelmässig Futter und frisches Wasser. Dann irgendwann bemerkten wir, dass ganz viele Menschen draussen herumliefen, redeten, Lärm machten. Wir beobachten alles mit genügend Abstand, denn wir waren nicht sicher, ob dies ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Sie holten ein Tier nach dem andern aus dessen Käfig und trugen es davon. Als sie vor unserem Gitter standen waren wir verunsichert und fauchten die Menschen an. Dann spürte ich einen Stich und schlief kurz darauf ein.

Ich lag in einem noch kleineren Käfig, als ich langsam wieder zu mir kam. Der Boden schien sich zu bewegen und die Landschaft raste an mir vorbei. Wir verliessen mein bisheriges Heimatland als es bereits dunkel war. Lange waren wir unterwegs. Während einem Stopp wurden Tiere abgeladen, aber wir Löwen nicht, wir fuhren weiter bis zu einem Ort, den ich nicht kannte. Ich sah riesige Vögel über mir in der Luft und hatte Angst. Wir wurden abgeladen und in einen Raum gebracht. Ich war froh, zu wissen, dass Motan bei mir war. Dann wurde es dunkel und wir bewegten uns. Obwohl ich Angst hatte, versuchte ich zu schlafen.   

Ich erwachte, als wieder Menschen um meinen Käfig liefen und diesen raus an die Sonne bewegten. Dann kamen wir wieder in ein Gefährt, das uns über holperige Strassen fuhr. Und dann stand mein Käfig wieder auf dem Boden und vor mir wurde das Gitter geöffnet. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.

Der Boden ausserhalb meines Käfigs sah komisch aus. So grün. Ich vermisste das vertraute Grau des kalten Steins, das ich mich gewohnt war. Ich traute mich nicht aus meinem Käfig heraus, denn er gab mir Schutz. Doch dann tauchte ein Stück Fleisch vor mir auf, was mich den ersten Schritt wagen liess. Der grüne Boden war erstaunlich weich. Es kitzelte unter meinen Tatzen und ich wusste nicht recht, was ich mit mir anfangen sollte. Jederzeit rechnete ich damit, in eine Wand zu laufen, doch hier war alles viel grösser. Ich konnte sogar rennen. Neugierig erkundete ich alle Ecken, schaute hinter jeden Stein, kontrollierte jeden Busch und suchte mir das schönste Plätzchen aus. In den nächsten Tagen und Nächten war ich noch etwas unsicher, denn ich wusste ja nicht, ob wir hierbleiben oder wieder weggebracht würden. Ich war froh, dass Motan bei mir war, immerhin ein bekanntes Gesicht in dieser neuen Umgebung.

Pisa und Motan

Pisa und Motan in ihrem neuen Zuhause: LIONSROCK

Eines Tages spürte ich wieder einen Stich – wie damals – und ich fiel in einen sehr tiefen Schlaf. Als ich wieder aufwachte, befand ich mich in einem anderen Käfig. Ich hatte Schmerzen im Unterleib* und sah, dass Motan nicht bei mir war. Ich hatte Angst alleine zu sein. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber daran und genoss es, meine Ruhe zu haben. Dann liessen die Schmerzen nach und irgendwann, als ich nichts mehr spürte, brachten sie mich zurück zu Motan.

Wir haben uns schnell wieder aneinander gewöhnt und ich geniesse es sehr, jetzt wieder mit ihm zusammen zu sein. Langsam habe ich mich an die Menschen und die Umgebung gewöhnt, fühle mich wohl hier. Trotzdem bin ich froh, Motan an meiner Seite zu wissen!»

 

*Anm. der Redaktion: Pisa wurde bei diesem Eingriff kastriert. Dies aus dem Grund, dass sie von ihrem Vorbesitzer zur Zucht verwendet wurde. Sie hat sich gut von der Operation erholt. 

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