Im Oktober 2018 fuhren wir zu einer Rettungsmission nach Albanien, um Lenci zusammen mit den anderen Wildtieren aus dem Safari Park Zoo in Fier zu befreien. Lenci wurde 2010 geboren und ist höchstwahrscheinlich ein Bruder von Bobby. Aufgefallen ist er während der Rettungsmission vor allem durch eine schwere Entzündung in seinem Auge. Obwohl wir sein Auge retten konnten, ist es immer noch sehr schmal. Neben seinem Auge erkennt man Lenci auch an seiner hellen Mähne und den markanten Lippen.

Internationale Medien nannten den Safari Park Zoo «Europas schlimmsten Zoo» und «Zoo aus der Hölle». Es war ein langer Prozess, aber am Ende: das albanische Ministerium für Umwelt und Tourismus beschloss, alle Wildtiere zu beschlagnahmen. VIER PFOTEN unterstützte die Behörden und erklärte sich bereit, die Löwen und Bären in seinen eigenen Schutzzentren unterzubringen.

Nach Jahren des Leidens unter schrecklichen Umständen können die Löwen nun endlich ein würdevolles Leben beginnen. Am 7. Mai 2019 begannen die Löwen ihre Reise von Tirana nach Nijeberkoop in den Niederlanden, wo sich das FELIDA Grosskatzenschutzzentrum befindet. Das VIER PFOTEN Team reiste 52 Stunden und fast 3'000 Kilometer, um die Löwen in ihr neues Zuhause zu bringen. Lenci, Bobby und Zhaku geht es gut: neugierig, aber vorsichtig erkunden sie ihre neue Umgebung.

Nur zwei Monate nach seiner Ankunft in FELIDA, als er zum ersten Mal Sand und Gras unter seinen Pfoten und die Sonne auf seinem Fell spürte, mussten wir uns viel zu früh von unserem schönen Zhaku verabschieden. Seine Nieren waren zu stark geschädigt. Das Nierenversagen wurde bereits in Albanien diagnostiziert und bei der letzten medizinischen Untersuchung erneut bestätigt, aber wir hofften immer noch, dass wir Zhaku mit Medikamenten die Schmerzen lindern könnten. Dieser freundliche und imposante Löwe, der jahrelang in der Hölle auf Erden lebte, ist nicht mehr unter uns. Der frühe Abschied von Zhaku bricht uns das Herz, aber wir sind sicher, dass er in seinen letzten Tagen viel Liebe und Trost erfahren hat.

Juli 2019: Eines Morgens kamen wir an seinem Gehege an, als Lenci plötzlich nicht mehr aufstehen konnte. Er versuchte es und kämpfte, aber seine Hinterbeine wollten nicht und er fiel ständig hin. Wir nahmen sofort Kontakt mit dem Wildtierarzt Dr. Marc Gölkel auf, der umgehend nach FELIDA kam. Glücklicherweise konnten wir kurzfristig das Krankenhaus Drachten Dierenziekenhuis für eine CT-Untersuchung besuchen, wo Lenci gründlich begutachtet wurde. Lange Rede kurzer Sinn: Lenci schien einen Leistenbruch zu haben. Leider konnte bei dieser Untersuchung und auch bei einer Vielzahl anderer diagnostischer Techniken die Ursache für die plötzliche Lähmung am Rücken nicht gefunden werden. Neurologische Störungen bei Wildtieren sind sehr schwer zu diagnostizieren und zu behandeln, aber wir konnten zumindest eine grosse Anzahl von Diagnosen ausschliessen und weitere Ergebnisse von Spezialisten abwarten.

Wir wussten nicht, ob Lenci sich erholen wird, aber solange es eine kleine Chance gibt, werden wir nicht aufgeben. Lenci kämpft und wir kämpfen mit ihm. Wir unterstützen ihn mit Medikamenten und beobachten ihn intensiv, während wir das Beste hoffen.

August 2019: Wir sind froh, dass es Lenci besser geht. Allerdings müssen wir bedenken, dass sein Rücken immer eine Schwachstelle bleiben wird - genau wie bei Menschen, die einen Leistenbruch gehabt haben. Deshalb behalten wir ihn genau im Auge und versorgen ihn mit der notwendigen intensiven Pflege.

Februar 2020: Wir sind so stolz auf Lenci! An seinem Aussehen kann man erkennen, dass er vor nicht allzu langer Zeit ernsthaft vernachlässigt wurde: Die schwere Augenentzündung, die er damals hatte, hat die Nerven im Gesicht beschädigt, so dass Auge, Nase und Mund ein wenig schief sind. Als Folge davon hat er ein asymmetrisches Gesicht. Aber das macht ihn für uns nicht weniger schön! Zudem fällt in seinem Verhalten kaum noch auf, dass er eine so schwierige Vergangenheit hatte. Lenci ist ein gut gelaunter und verspielter Löwe, der alle Arten von Enrichments liebt und im «Löwenchor», bestehend aus Bobby, Ivan-Asen, Masoud und Terez, fröhlich mitbrüllt. 

April 2020: Wir dürfen nicht vergessen, dass Lenci erst seit weniger als einem Jahr in FELIDA ist und daher nur für eine relativ kurze Zeit die Pflege erhalten hat, die er benötigt, nachdem er neun Jahre lang in einem Betonkäfig eingesperrt war ohne adäquate Ernährung und Pflege. Vor ein paar Tagen wurde er plötzlich wieder krank - er hatte Probleme beim Essen und hatte eindeutig Schmerzen. Die Tierärzte stellten fest, dass er eine Zyste hatte, die in seinem Kiefer zu wachsen begann, aber bereits seine Nasenhöhle durchbrochen hatte. Glücklicherweise konnten die Tierärzte die Zyste vollständig entfernen und alles gut ausspülen. Dies war jedoch eine intensive Behandlung für Lenci, und es dauerte mehrere Tage, bis er sich erholt hatte. Lenci geht es jetzt besser. Derzeit nimmt er Antibiotika ein und wir hoffen, dass er sich von der Operation bald vollständig erholen wird. 

Mai 2020: Ein Jahr voller Fortschritte! Wir feiern seine Lencis Ankunft in FELIDA vor genau einem Jahr am 9. Mai 2019! Das Team von FELIDA beschreibt Lenci als einen freundlichen, lustigen und aktiven Löwen, der es liebt, mit allen möglichen Arten von Enrichments zu spielen und der, der Welt jeden Morgen mit seinem beeindruckenden Brüllen zeigt, was für ein majestätisches Tier er immer noch ist! 

Happy anniversary Lenci, wir hoffen, deine bereichernde Gesellschaft noch viele Jahre lang geniessen zu können.

Januar 2021: Vergangenes Wochenende konnten wir Lenci in eine Tierklinik bringen. Zusammen mit dem Tierarzt Marc Gölkel vom IZW Berlin, wurden CT-Scans von Lencis Kopf und Rücken gemacht, eine Rhinoskopie und Biopsien durchgeführt und Blutproben entnommen. Im Rücken, Lencis Schwachstelle, wurden glücklicherweise keine Veränderungen festgestellt. In seinem Kiefer und in der Nasenhöhle, wo wir letztes Jahr eine Zyste entfernt haben, wurden einige Unregelmässigkeiten festgestellt. Wir müssen die Testergebnisse abwarten, bevor wir mit den Spezialisten die bestmögliche Behandlung für Lenci weiter besprechen können.

Gerade als wir dachten, wir könnten auf einen intensiven, aber erfolgreichen Tag mit relativ guten Nachrichten zurückblicken, geschah etwas sehr Unangenehmes... Während Lenci, zurück im FELIDA Grosskatzenschutzzentrum, aus der Narkose erwachte, biss er sich in den Schwanz. So musste unser Tierarzt Lenci sofort wieder behandeln. Ein Schwanz ist empfindlich, da er nur schwer «repariert» werden kann und wir hatten keine andere Möglichkeit, als das beschädigte Stück zu entfernen. Tierarzt Gölkel konnte die Wunde nähen und Lenci wird sich nun nicht nur von der tierärztlichen Untersuchung, sondern auch von diesem Missgeschick erholen müssen.

Update Februar 2021 - Abschied von Lenci
Wenn alle Hoffnung auf Besserung verloren ist, müssen wir stark sein und die härteste Art der medizinischen Versorgung leisten, die es gibt: weiteres Leiden zu verhindern. Leider ist dies ein wichtiger Teil der Aufgaben in unserem FELIDA Grosskatzenschutzzentrum als Pflegestelle für traumatisierte Tiere. So müssen wir Ihnen mit grosser Traurigkeit mitteilen, dass unser tapferer Gefährte Lenci nicht mehr da ist.

Lenci hat in seinem Leben so viel durchgemacht und er musste so hart kämpfen. Dank der speziellen Pflege erholte er sich langsam und genoss sichtlich das Gras unter seinen Pfoten, die Sonne auf seinem Fell, die Bereicherung zum Spielen und die Ruhe um ihn herum. Aber seine Gesundheit blieb anfällig, denn die vielen Jahre des Leidens auf einem Betonboden in einem kleinen Käfig, unter feuchten und unhygienischen Bedingungen, ohne richtige Pflege, hatten tiefe und bleibende Spuren hinterlassen.

Vor Kurzem wandelte sich Lencis fröhliches Verhalten und er schien Schmerzen zu haben. Die medizinische Untersuchung, einschliesslich eines CT-Scans, ergab, dass er an einer chronischen, sehr schmerzhaften Entzündung in seinem Nasenbereich litt, die sich weiter ausbreitete und noch mehr Schmerzen verursachte. Eine Langzeitbehandlung würde dieses Problem nicht beheben und wir sahen, wie er unter seiner harten, majestätischen Erscheinung schwächer wurde. Lenci war erschöpft, seine bewegte Vergangenheit holte ihn ein, und der Wille zu kämpfen war verflogen.

Wir sind sehr traurig, dass wir ihn gehen lassen mussten, aber auch erleichtert, dass sein Kampf vorbei ist. Dank Ihnen bekam er eine zweite Chance und kannte zum ersten Mal in seinem Leben Frieden, Liebe und Freude.