Bärin Kvitka im Bärenwald Domazhyr

Juni 2018

Domazhyr

NIE WIEDER KÄMPFEN

Die ehemalige Kampfbärin Kvitka wird aus einer ukrainischen Jagdstation gerettet

29.11.2021

Ob in Kvitkas Träumen die Hunde immer noch bellen? Jahrelang begleitete ihr Kläffen und Jaulen das Leben der Braunbärin. Ihr winziger Käfig stand in Hörweite der Hundezwinger. So wurde sie ständig an die schier endlosen Stunden erinnert, in denen sich die Hunde mit gefletschten Zähnen auf sie stürzten, sie erbarmungslos hetzten und sich in sie verbissen, immer wieder, bis zur totalen Erschöpfung. Ihre Peiniger ständig zu hören, muss die Bärin in permanenter Angst gehalten haben.

Neuanfang

Bis zu Kvitkas persönlichem Happy End dauerte es zwei Jahre. Es kostete VIER PFOTEN viel Hartnäckigkeit, bis der Eigentümer zustimmte, die Bärin gehen zu lassen. Dann musste alles sehr schnell gehen: Womöglich hätte es sich der Eigentümer sonst doch noch anders überlegt.

Am 27. Juni 2018 wurde Kvitka schliesslich von der Jagdstation in Terebovlya in den BÄRENWALD Domazhyr in der Nähe von Lviv gebracht. Hier hat Kvitka ein neues Leben begonnen. Zum ersten Mal kann sie sich nach Lust und Laune im Grünen bewegen, nach Bärenart klettern, baden oder sich mit verschiedenen Beschäftigungsmaterialien auseinandersetzen. 

Mit einem rund zehnköpfigen Team fuhr VIER PFOTEN in den Wald, öffnete den winzigen Bärenkäfig und fuhr Kvitka nach Domazhyr.

Hinweis: Bei Ansicht dieses Videos eventuell auftauchende Werbeeinblendungen stehen in keinem Zusammenhang mit VIER PFOTEN. Wir übernehmen für diese Inhalte keinerlei Haftung.

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Kurz nach ihrer Rettung sieht man Kvitka noch an, wie sehr sie auf der ukrainischen Jagdstation gelitten hat. Bei ihrer Ankunft im BÄRENWALD Domazhyr war die Bärin abgemagert und hatte kaum Muskelmasse. Kvitka fühlt sich in der neuen Umgebung aber offenkundig sehr wohl. Aber niemand weiss, wie schnell ihre seelischen Wunden vernarben.

«Wir waren überwältigt zu sehen, wie mutig und neugierig sie vom ersten Moment an ihr neues Zuhause erkundet!»

Magdalena Scherk-Trettin, Mitglied des Rettungsteams von VIER PFOTEN

Der Schock nach der Rettung

Leider zeigte die kurze Untersuchung vor dem Transport den schlechten Gesundheitszustand der Bärin deutlich auf. Sie war abgemagert und besass kaum Muskelmasse: eine Folge des Futtermangels und einem Leben auf vier Quadratmetern in einem winzigen Käfig, der ihr keinerlei Bewegungsfreiheit bot.

Doch was Tierarzt Marc Gölkel vom Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung (IZW) in Berlin am meisten erschreckte, war der Zustand ihrer Zähne. Jahrelanges Beissen an den Gitterstäben und die schlechte Ernährung hatten deutliche Spuren hinterlassen. Ein Zahn war bis hinunter zum Nerv gespalten, und es hatte sich eine eitrige Entzündung gebildet — unvorstellbar, welche Schmerzen Kvitka auszustehen hatte!

Nach der Ankunft in Domazhyr nahm Tierarzt Gölkel daher sofort eine Notoperation vor und zog ihr den Zahn. Zum Glück überstand sie den Eingriff besser als erwartet. Unter der Pflege und Fürsorge des BÄRENWALD-Teams erholte sie sich so gut, dass sie gleich am nächsten Tag in das Eingewöhnungsgehege entlassen werden konnte.

Hier darf Kvitka in der nächsten Zeit in Ruhe lernen, ihren natürlichen Instinkten nachzugehen und ganz einfach ein Bärenleben zu führen. Und was könnte passender sein? Schliesslich bedeutet der Name der tapferen kleinen Bärin «Blume», und die darf jetzt aufblühen — weit weg von Hundegebell. 

Update August 2021

Jahrelang litt Kvitka auf einer Jagdstation in der Ukraine. Sie kannte nichts anderes als die Enge in ihrem winzigen Käfig und unerträgliches Leid, während sie von Hunden gejagt wurde. Doch als die süsse Kvitka in unsere Auffangstation kam, begannen sowohl Kavitkas körperliche als auch seelische Wunden zu heilen.

Heute verbringt die Braunbärin ihre Tage mit der Futtersuche im Wald, dem Schwimmen in ihrem eigenen Teich und lebt endlich das Leben, das sie verdient. In den wärmeren Sommermonaten in der Ukraine geniesst Kvitka ihren absoluten Lieblingssnack - Wassermelone!

Sie ist ein so sanftmütiger Bär, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sehr sie jahrelang leiden musste. Aber heute hat sie eine starke Bindung zu ihren Pflegern in der Auffangstation aufgebaut, sie folgt ihnen von einer Seite des Geheges zur anderen!

Update November 2021

Kvitka war dieses Jahr die erste Bärin im BÄRENWALD Domazhyr, die in die Winterruhe ging. Sie schläft bereits seit der letzten Oktoberwoche. Sofort nachdem ihre Pfleger die Höhle für sie vorbereitet hatten, verschwendete Kvitka keine Zeit, um sich auf ihre lange Winterruhe vorzubereiten.

Sie teilt sich ihr Gehege mit der Bärin Manya. Da es in ihrem Gehege bereits eine weitere Höhle gibt, geht das Team vor Ort davon aus, dass Manya Kvitka bald in die Winterruhe folgen wird.

BÄRENWALD Domazhyr

VIER PFOTEN errichtete 2016 in der Nähe der Ukrainischen Stadt Lviv (Lemberg) ein Bärenschutzzentrum. Es umfasst derzeit 15 Hektar und bietet ein artgemässes Zuhause für Bären aus schlechter Haltung. Da die ukrainische Regierung auf Initiative von VIER PFOTEN im Jahr 2015 Hundekämpfe mit Bären und Wölfen verboten hat, unterstützt VIER PFOTEN sie in ihrem Vorhaben, diese grausame Praxis zu beenden. Beschlagnahmte und/oder gerettete Bären finden in dem BÄRENWALD Domazhyl eine artgerechte Unterbringung und ein naturnahes Umfeld, indem sie sich von den Strapazen ihres bisherigen Lebens erholen können.

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