
Rettung Bärin Sunny
Ein Hoffnungsschimmer und Neustart für die misshandelte Tanzbärin
Im März 2025, während der Rettungsmission des ehemaligen Kampfbären Rocky in Pakistan, erhielt unser Team auch die Anfrage, bei der Rettung und Umsiedlung eines misshandelten Tanzbären zu helfen.
Die pakistanischen Behörden setzen sich intensiv dafür ein, diese grausame Praxis zu beenden. Da das örtliche Gericht die Beschlagnahmung von Sunny angeordnet hatte, war Eile geboten, um ein mögliches Verschwinden der Bärin zu verhindern. Sie befand sich in einer ungeeigneten Einrichtung, fast 400 Kilometer vom aktuellen Standort unseres Teams entfernt. Da sich Bär Rocky gut in seinem vorübergehenden Gehege erholte, nahmen wir den Auftrag ohne zu zögern an. Plötzlich hatte unsere Mission in Pakistan doppelte Dringlichkeit: zwei Bären und zwei Geschichten, die darauf warteten, neu geschrieben zu werden.
Was ist ein Tanzbär?
Ein «Tanzbär» ist Ausdruck einer grausamen Praxis, bei der Bären darauf trainiert werden, zur Unterhaltung aufzutreten. Diese Bären werden oft bereits als Jungtiere der Wildnis entrissen und einer unmenschlichen Behandlung unterzogen, um sie gefügig zu machen.
Das sogenannte Bärentanzen basiert auf brutalen Trainingsmethoden: Die Tiere werden gezwungen, auf heissen Metallplatten zu stehen, während Musik gespielt wird. Durch den Schmerz bewegen sie sich in extremer Qual, wodurch sie die Musik mit unnatürlichen Bewegungen wie Drehen oder dem Gehen auf den Hinterbeinen verbinden. Diese Form der Tierquälerei wird dann zynisch als «Tanz» dargestellt.
Ihr Leid wird zusätzlich verstärkt, indem ihnen die Zähne gezogen werden und ein Metallring durch die Nase getrieben wird – so können die «Trainer:innen» die Bären durch Schmerzen kontrollieren.
Sunnys Weg in die Freiheit
Die Reise, die unser Team unternahm, war herausfordernd – sie führte durch Dörfer mit schlechten Strassenverhältnissen, und die gesamte Mission fand in der Nacht statt, begleitet von starkem Regen und Gewittern. Gemeinsam mit dem Islamabad Wildlife Management Board (IWMB) reisten wir im Konvoi. Die gesamte Rettung und Umsiedlung dauerte mindestens 16 Stunden, und als wir Sunny schliesslich ins Rettungszentrum brachten, hatte unser Team die Ehre, ihr einen Namen zu geben. Wir wählten «Sunny», um ihr kooperatives und freundliches Wesen zu würdigen – trotz all des Leids, das sie ertragen musste.
Im Rettungszentrum war unsere oberste Priorität eine umfassende tierärztliche Untersuchung. Dazu gehörte die schmerzhafte Entfernung des Nasenrings sowie eine erste Sichtkontrolle ihres Gesundheitszustands. Leider stellten wir fest, dass Sunny in der Vergangenheit ein grausames Schicksal erlitten hatte – ihr waren die Zähne entfernt worden, was zu einem alten Kieferbruch geführt hatte. Zudem war sie stark abgemagert und wirkte ängstlich. Doch nach einer sorgfältigen Untersuchung und Behandlung zeigt Sunny erste Anzeichen der Besserung und beginnt sich zu erholen.
Sunny gewöhnt sich gut an ihr vorübergehendes Gehege, in dem sie sich in der Nähe von Boogie und Laila befindet – zwar noch getrennt, aber dennoch in Kontakt. Sie zeigt bereits erste Anzeichen ihrer ganz eigenen Persönlichkeit: Sie ist wählerisch beim Futter, hat jedoch eine besondere Vorliebe für Roti mit Milch, liebt es zu baden und ist ganz vernarrt in Wasser – eine Eigenschaft, die uns jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Gleichzeitig bereiten wir Sunny behutsam auf die Sozialisierung mit anderen jungen Bären vor, damit sie schon bald gemeinsam mit ihnen in einem Gemeinschaftsgehege leben kann.
Wir freuen uns darauf, zu sehen, wie Sunny ihr neues Leben weiter annimmt – ein Leben voller Liebe, Fürsorge und Freiheit, in dem sie heilen und einfach nur Bär sein darf. Vielen Dank, dass Sie unsere Arbeit unterstützen und gemeinsam mit uns gegen solche Grausamkeit einstehen.