Wie Kaninchen domestiziert wurden
Das Kaninchen stellt die domestizierte Form des Wildkaninchens dar und gehört zu den beliebtesten Haustieren
Über Jahrhunderte hinweg wurden viele verschiedene Rassen gezüchtet und damit entstanden Kaninchen in einer beachtlichen Anzahl verschiedener Grössen, Fellfarben, Gewichtsklassen und Formen. Ursprünglich als reines Nutztier gehalten, schaffte es doch seinen Weg in Häuser, Wohnungen und Gärten, wo es sicher als Familienmitglied leben darf.
Kaninchen wurden erstmals im 5. Jahrhundert domestiziert. Zu dieser Zeit waren sie nur auf der Iberischen Halbinsel und in Südfrankreich angesiedelt. Es heisst, dass Mönche aus Südfrankreich begannen, das Kaninchen zu domestizieren. Der Grund war eher praktischer Natur. Sie deklarierten das Fleisch des Tiers zu einer Art Fisch, somit «durften» sie es während der Fastenzeit essen. Den Mönchen wird auch nachgesagt, dass sie die Ersten waren, die Kaninchen gezielt aussuchten und züchteten, um andere Gewichtsklassen und Fellfarben zu erhalten.
Mit der Ausbreitung des Römischen Reiches und dem zunehmenden Handel zwischen den Ländern gelangte das Kaninchen von der Iberischen Halbinsel in weite Teile der Welt. Aufgrund des Nahrungsangebotes in der freien Wildbahn und seiner Fortpflanzungsfreudigkeit konnte es sich rasch ausbreiten.
Das Kaninchen als Fleischlieferant
Schon die Römer entdeckten das Kaninchen als Nahrungsquelle; so geschehen, als sie im 2. Jahrhundert v.C. in Spanien einfielen und auf die Tiere aufmerksam wurden. Um stets auf Kaninchenfleisch zurückgreifen zu können, wurden die Tiere in umzäunten Gehegen (Leporarien) gehalten, wo sie sich gut vermehren konnten. Im Mittelalter begann man damit, die Kaninchen immer grösser und schwerer zu züchten, um mehr Fleisch zu erhalten. Im 16. Jahrhundert gab es schon mehrere Rassen mit verschiedenen Schlägen. Mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert begann die Hochzeit der Kaninchenzucht. Menschen zogen vom Land in die Städte und hatten aufgrund dessen keinen Platz mehr für Schweine, Kühe usw. Neben Geflügel war das Kaninchen ein sicherer Fleischlieferant, der in Städten gehalten werden konnte. Während der Weltkriege wurde die britische und amerikanische Bevölkerung aufgerufen, Kaninchen zu züchten, um Fleisch und Fell für sich und die Soldaten zu haben. Nach dem zweiten Weltkrieg hielt man gewöhnlich noch weiterhin Kaninchen als Nutztiere. Inzwischen hat die Fellnase im privaten Bereich jedoch einen anderen Stellenwert angenommen.
Das Kaninchen als Zuchtobjekt
Die Zucht der Kaninchen veränderte sich im 16. Jahrhundert und bewegte sich weg von der Zucht zu Fleischlieferanten. An deutschen Fürstenhöfen wuchs die Liebe zu den Zwergkaninchen und die Rassenzüchtung begann. Im 19. Jahrhundert begannen die Viktorianer, Kaninchen für Wettbewerbe und Ausstellungen zu züchten. Im Jahr 1874 entstanden in Deutschland die ersten Kaninchenzuchtvereine. Im 20. Jahrhundert wurde die Kaninchenzucht in ganz Europa zu einem besonderen Hobby. Züchter gründeten Zuchtverbände und fingen an, immer ausgefallenere Züchtungen hervorzubringen, die sich in Grösse, Körperbau, Fellfarbe und Gewicht unterschieden.
Das Kaninchen unter Tierschutzaspekte
Kaninchen werden gern als perfekte Tiere für Kinder betrachtet. Die Tiere gelten als anspruchslos und pflegeleicht. Dem ist jedoch bei Weitem nicht so. Die artgemässe Haltung eines Kaninchens setzt ein umfangreiches Wissen über seine Bedürfnisse an Nahrung, Bewegung, Pflege u.v.m. voraus. Eine unsachgemässe Haltung kann dem Tier grossen bis lebensgefährlichen Schaden zufügen. Da Kaninchen Meister sind im Verbergen von Schmerzen und Unwohlsein, wird mancher Missstand in der Haltung erst zu spät erkannt. Kaninchen dürfen nicht aus einer spontanen Laune heraus angeschafft werden, gehören weder in Kinderhände noch unter den Weihnachtsbaum, ins Osternest oder auf den Geburtstagstisch!