Petfluencing - tierische Internetstars
Wo sind die Grenzen zum Tierleid?
Wer oder was sind eigentlich Petfluencer?
Das Abbilden von Heimtieren in Kunst und Kultur hat eine jahrtausendealte Historie. So gab es beispielsweise schon im alten Ägypten zahlreiche Statuen und Malereien, die Katzen abbildeten. Fotos und Videos von Heimtieren zählen auch heute in den sozialen Netzwerken zu den erfolgreichsten und beliebtesten Inhalten. Manche Videos haben Hunderttausende Likes und manche Tiere haben «eigene» Social Media Konten mit einigen Millionen Followern.
Der Begriff «Petfluencer» setzt sich aus den englischen Wörtern «pet», zu Deutsch Haustier, und «Influencer» zusammen. Influencer sind Menschen, die eine grosse Reichweite in den sozialen Medien haben und ihre Community durch ihre Postings beeinflussen (eng. to influence) können. «Petfluencer» sind also Social-Media-Accounts, die sich ganz um das Heimtier drehen.
Warum sind tierische Internetstars so erfolgreich?
Ganz einfach: Fast alle Menschen mögen Tiere. Sie sind süss, kuschelig, majestätisch anzusehen und unfassbar interessant. Fotos und Videos von süssen Vierbeinern anzuschauen verringert Stress, löst positive Emotionen aus und macht einfach glücklich. Ein niedliches Hundefoto regt nicht zum Nachdenken an, sondern man kann es einfach geniessen. Beliebt sind natürlich vor allem die «klassischen» Heimtiere. Hund und Katze führen die Liste mit den am meisten gefolgten Accounts an und sind auch am häufigsten vertreten. Auch Pferde, Kaninchen und Meerschweinchen und viele weitere Tiere gibt es.
Wo sind die Grenzen zum Tierleid?
Grundsätzlich ist das Zeigen von Fotos vom eigenen Heimtier in Ordnung, solange das Tier nicht missbraucht oder unter Stress gesetzt wird. Tatsächlich sind einige dieser sogenannten Petfluencer durchaus kritisch zu betrachten. Vielfach werden Tiere gezielt in Szene gesetzt, um Likes und Reichweite zu generieren. In den sozialen Medien muss der Content besonders sein und herausstechen. Dafür werden Tiere verkleidet, absichtlich erschreckt oder in unnatürliche Situationen gebracht. Das Wohl der Tiere steht dabei leider nicht immer im Vordergrund. So werden auch in Heimtiervideos viele Inhalte oft falsch interpretiert. Mögen uns beispielsweise Videos mit vermeintlich «spielenden» Hunden auf der Wiese witzig erscheinen, sind diese aber im Bereich der Jagd oder gar des Mobbings anzusiedeln - für das gejagte oder gemobbte Tier bedeutet das überhaupt keinen Spass.
Doch da hört die Liste noch nicht auf. Es existieren auch zahlreiche Accounts, die Wildtiere zeigen: Füchse, Waschbären, Igel und viele andere Tierarten, die eigentlich nicht in die Obhut von Privatpersonen gehören. Die Tiere werden teilweise wie Heimtiere behandelt. Sie werden gebadet, gekrault und leben in der Wohnung, obwohl es sich um Wildtiere handelt. Die Tiere mögen zwar keine Schmerzen oder Todesangst erleiden, aber sie werden ihres natürlichen Lebensraumes beraubt und haben keine Möglichkeit, ihre angeborenen Instinkte und Verhaltensweisen auszuleben.
Enge Kleidung oder Accessoires schränken die Tiere in ihrer Bewegung ein und können den Wärmehaushalt des Tieres negativ beeinflussen
Für Online-Trends werden viele Heimtiere oft in Kostüme gesteckt, erschreckt, damit sie «lustig» reagieren, oder in Interaktionen mit anderen Tieren gezwungen. Solche Aktivitäten gehören in vielen Fällen nicht zu ihrem natürlichen Verhalten, so dass die Tiere in Stresssituationen geraten. Oft zeigen die Tiere Stresssymptome, die entweder übersehen oder sogar als «süss» bezeichnet werden. Tierhalter sollten sich grundsätzlich mit der Kommunikation ihrer Tiere und der entsprechenden Tierart auseinandersetzen, um ihre Ausdrucksweisen und Verhalten lesen und interpretieren zu können. Bei Hunden sind dabei z.B. Signale wie Stresshecheln (welches oft mit einem «süssen Lächeln» verwechselt wird), Schnauze lecken oder Kopf wegdrehen zu nennen.
Weitere Stressfaktoren für Tiere
Auch das blosse Setup beim Drehen der Videos kann bei den Tieren zu Stresssituationen führen: Geräusche, helle Lichter, die direkt auf das Tier gerichtet sind und hektische Bewegungen können bei Tieren Stress oder Angst auslösen. Insbesondere Fluchttiere wie Hamster, Meerschweinchen oder Kaninchen sind von Natur aus darauf konditioniert, vor solchen Dingen wegzulaufen.
Wildtiere sind keine Heimtiere
Zu den problematischen Auftritten in den sozialen Medien gehört auch die Präsentation von Wildtieren, die oft als Heimtiere in der Wohnung gehalten werden. Es wird mit ihnen gekuschelt und sie werden mit Accessoires behängt. Eine solche Haltung kann den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, insbesondere bei nachtaktiven Tieren, stören. Zudem motivieren solche Videos die Zuschauer, sich ein exotisches Tier zuzulegen, ohne über die Sachkenntnis in artgemässer Haltung zu verfügen.
Eine besonders abartige Variante des Petfluencing: Fake-Rettungsvideos
Auch Videos, in denen heldenhaft Welpen, Katzen oder auch andere Tiere «gerettet» werden, die von gefährlichen Raubtieren wie Schlangen bedroht werden, können problematisch werden. Die Tiere werden absichtlich in lebensbedrohliche Situationen gebracht, um ihrem Helden so viele Likes und Klicks wie möglich zu bescheren.
Wie verhalte ich mich richtig?
Es ist sehr wichtig, dass Videos und Bilder mit gestressten Tieren auf keinen Fall mit Likes unterstützt werden. Je grösser die Reichweite und je mehr Views solche Inhalte erhalten, desto mehr solcher Inhalte werden generiert. Viele Urheber spekulieren auf möglichst viele Klicks, Likes, Kommentare oder hoffen, dass der Inhalt geteilt wird. Auch wenn die Videos teilweise noch so süss sind, ist es immer wichtig zu hinterfragen, wie es dem Tier in dieser Situation geht und allenfalls einem solchen Profil nicht (mehr) zu folgen. Sollte sogar der Verdacht bestehen, dass es sich um Tierquälerei handelt, sollten diese Videos und Bilder den Plattformen gemeldet werden.
Persönlichkeitstest
Wärst du bereit für eine Karriere im Petfluencing?
Frage - von -
Welches Heimtier ist besser geeignet, um einen Petfluencer Kanal zu eröffnen.
Wie würdest du dein Heimtier am liebsten im Internet präsentieren?
Auf Social Media geht ein Trend herum, der zeigt, wie Menschen ihre Heimtiere erschrecken. Fast alle Videos, die den Trend machen, gehen viral. Machst du auch mit?
In deinem Garten wohnt derzeit ein kleiner Igel. Er lässt sich von dir anfassen und hochheben und ein Bekannter bekommt die Idee, ein Video zu machen, wie dein Heimtier mit dem Igel herumtollt. Eine gute Idee oder eher nicht?
Dein Heimtier ist gerade ein wenig in deinem Haus herumgeklettert und steckt jetzt fest. Es sieht sehr lustig aus. Was machst du?
Eine Marke für Tierkostüme kommt per Direktnachricht auf dich zu und möchte einen Werbedeal mit dir machen, bei dem du ein Kostüm aus deren Sortiment bewirbst und dafür bezahlt wirst. Nimmst du das Sponsoring an?
Eine «Mit-Petfluencerin» postet ein Video, wie ihr Hund mit grosser Wucht gegen eine Glastür rennt und danach verdattert guckt. Dazu wird lustige Musik gespielt. Repostest du das Video in deiner Story?
Erreichte Punkte:
What the...
Wir können es kaum glauben.
Keine deiner Antworten war richtig. Das zeugt nicht gerade von viel Wissen über Tiere und ihre Bedürfnisse. Aber das muss nicht so bleiben. Lies dir doch unsere Ratgeber auf der Website durch und lerne so, was gut für Tiere ist und was nicht.
Wie würde Meister Yoda sagen?
Noch viel lernen du musst, junger Petfluencer.
Du hast schon die eine oder andere richtige Antwort gegeben. Aber zu einem tierfreundlichen Petfluencer bist du noch nicht geworden. Doch das muss nicht so bleiben. Lies dir doch unsere Ratgeber auf der Website durch und lerne so, was gut für Tiere ist und was nicht.
Nobody is perfect
Aber was nicht ist, kann noch werden.
Einige Antworten sind noch nicht richtig. Aber sicher weisst du noch, wo du falsch gelegen hast. Probier es nochmal, denn durch Wiederholungen lernt man.
YAY!
Wir sind der Meinung, das war spitze!
Alles richtig beantwortet. Respekt! Trotzdem lass dir eines gesagt sein: Mit grosser Reichweite kommt auch grosse Verantwortung. Wenn du jetzt deinem Heimtier ein Profil auf Instagram, TikTok oder Twitter anlegst, dann denke vor jedem Foto, Video uns Post immer erst nach, ob dein Tier mit dem was es machen soll auch glücklich ist.
Quellenverweis
2: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0747563215004343?via%3Dihub