Modegrössen werden nach ihrem Einfluss auf Tiere bewertet
Der Tierschutz steht bei vielen Modemarken auf der Agenda, aber der entscheidende nächste Schritt ist, dieses Ziel in die Tat umzusetzen
Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat die dritte Ausgabe ihres Berichts «Tierschutz in der Mode» (EN) veröffentlicht. Der Bericht zeigt auf, wie es um den Tierschutz in der Modebranche bestellt ist und gibt Hinweise darauf, wo die Bemühungen der Branche priorisiert werden können, um die Auswirkungen auf die Tiere vor Ort zu maximieren und gleichzeitig die Nachhaltigkeitsziele der Branche zu unterstützen.
VIER PFOTEN hat in Zusammenarbeit mit der Markenbewertungsplattform Good On You den Stellenwert von Tierwohl in der Modebranche analysiert. Es wurden 100 Modemarken aus 15 Ländern in 9 Marktbereichen, darunter Luxus-, Sport- und Fast Fashion, hinsichtlich ihres Einflusses auf Tiere bewertet.
Der Bericht nennt Patagonia, Stella McCartney und ARMEDANGELS unter den am besten bewerteten Marken, während die Luxusgiganten Prada und Hermès zu den am schlechtesten bewerteten Marken im Jahr 2023 gehören.
G-Star RAW (engagierteste PAWSome Modemarke) und Missguided (verbesserte PAWSome Modemarke) gehören zu den fünf Gewinnern der PAWSome Awards, mit denen die Marken ausgezeichnet werden, die die bemerkenswertesten Fortschritte im Tierschutz erzielt haben.
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Der Bericht offenbart, dass die wachsende Zahl an Modemarken, die sich für den Tierschutz einsetzen, wichtige Fortschritte gemacht haben. Seit 2021:
- ist die Zahl der Marken mit neuen Tierschutzrichtlinien um 12 % gestiegen;
- sind drei von sieben Marken, die Pelz verwendet haben, pelzfrei geworden; und
- haben sich 17 % der Marken im Hinblick auf ihre Tierwohlkategorie verbessert.
Die stärkere Beachtung des Tierschutzes durch die Marken ist wenig überraschend, wenn man die steigende Nachfrage der Verbraucher nach tiergerechter und tierfreier Mode bedenkt. Eine YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2021 ergab, dass 37 % der Verbraucher einer Modemarke den Vorzug vor einer anderen geben würden, wenn diese den Tierschutz in den Vordergrund stellt.
Die verstärkte Aufklärung der Verbraucher hat neben der Vermittlung von Informationen über Tierschutz auch Zertifizierungen zu einem bedeutenden Instrument für Marken gemacht, um ihr wachsendes Engagement in diesem Bereich zu unterstreichen. Obwohl nur 10 % der von uns bewerteten Marken eine klare Verpflichtung zur Verwendung vollständig zertifizierter Materialien für alle «konventionellen» Tierprodukte (wie Wolle, Daunen, Kaschmir, Alpaka und Mohair) angegeben haben, liegt dieser Prozentsatz bei Wolle, dem am häufigsten genutzten tierischen Material, etwas höher. 38 % der Marken haben angegeben, sich dazu zu verpflichten, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ausschliesslich zertifizierte Wolle ohne Lämmerverstümmelung (Mulesing) zu verwenden.
Zusätzlich dazu haben sich 5 % der von uns bewerteten Marken darauf festgelegt, die vollständige Rückverfolgbarkeit ihres Leders sicherzustellen, das als das zweithäufigste tierische Material verwendet wird. Des Weiteren haben sich 2 % der Marken dazu verpflichtet, ihr Leder vollständig nach Rindfleisch-, Molkerei- oder Bio-Standards zu zertifizieren, wobei besser definierte Mindestanforderungen gelten, auch wenn diese nicht alle grausamen Praktiken ausschliessen.
Der Bericht zeigt, dass 72 % der bewerteten Marken eine Tierschutzpolitik haben, was darauf hinweist, dass das Thema Tierschutz mittlerweile fest auf der Agenda vieler Modemarken steht. Dennoch müssen die Anstrengungen der Marken weiter verstärkt werden, um eine schnellere Verbesserung der Situation der Tiere vor Ort zu erreichen. Angesichts der Verwendung von fünf Milliarden Tieren pro Jahr in der Modebranche ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Politik der Modeindustrie in die Tat umgesetzt wird.
Unsere Analyse ergab, dass die Mehrheit der von uns überprüften Marken ihre Lieferketten bisher nicht bis zur Rohstoffebene nachverfolgt hat. Obwohl strenge Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit durch Tierschutzzertifizierungen den Marken die Möglichkeit bieten, transparenter zu agieren, haben lediglich 9 % der von uns untersuchten Marken mehr als 50 % ihrer aus tierischen Quellen gewonnenen Materialien zertifiziert.
Gleichzeitig stehen Marken zunehmend unter Druck, ihre Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, die biologische Vielfalt zu schützen und die Industriebemühungen zu unterstützen, die Produktion drastisch zu verringern und sich innerhalb der planetarischen Grenzen zu bewegen. Die Entkopplung von der Tierhaltung und die Reduzierung des Einsatzes von Rohstoffen tierischen Ursprungs spielen daher eine entscheidende Rolle. Allerdings gaben lediglich 3 % der von uns überprüften Marken an, ihre Abhängigkeit von Rohstoffen tierischen Ursprungs verringern zu wollen.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Branche ihre Ziele in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit künftig noch ernster nehmen wird, stellt sich die Frage, auf welche Bereiche Marken ihren Fokus legen können, um die Auswirkungen auf Tiere und Umwelt maximal zu reduzieren.
Tierschutz in der Mode
Auf dem Weg zu einer ethischen und transparenten Modeindustrie (nur auf EN verfügbar)
Klappentext des Berichts: Der jüngste Bericht von VIER PFOTEN zeigt, dass Tierschutz bei vielen Modemarken mittlerweile einen festen Platz auf der Agenda hat. Der entscheidende nächste Schritt ist jedoch, dieses Ziel in die Tat umzusetzen. Für die dritte Ausgabe unseres Berichts haben wir uns mit Good On You zusammengetan, um 100 internationale Marken nach ihrem Fortschritt im Tierschutz zu bewerten. Die Nachfrage nach tierschutzgerechter und tierfreier Mode steigt rapide an, und immer mehr Marken (72 %) verfügen inzwischen über eine explizite Tierschutzpolitik. Da jedoch nur 9 % der Marken die meisten ihrer aus Tieren gewonnenen Materialien zertifizieren lassen, müssen die Marken mehr tun, um den Tierschutz in ihren Lieferketten zu gewährleisten.