Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt
Die Entwicklung eines internationalen Pandemie-Instruments
Im Dezember 2021 richtete die WHO ein zwischenstaatliches Verhandlungsgremium (INB) ein. Dieses hatte die Aufgabe einen Rahmen, ein Abkommen oder ein anderes internationales Instrument zur Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion auszuarbeiten und zu verhandeln.
Aber was bedeutet das für zukünftige Pandemien?
Mehrere WHO-Mitgliedstaaten wurden als Mitglieder dieses INB ausgewählt. Brasilien, Japan, Thailand, Südafrika, die Niederlande und Ägypten trafen sich am 24. Februar 2022 und gaben damit den Startschuss für den Verhandlungsprozess.
Es wird erwartet, dass sie bis zum 1. August 2022 einen ersten Arbeitsentwurf des Pandemie-Instruments vorlegen. Bis zur 76. Weltgesundheitsversammlung (WHA) 2023 sollen wesentliche Fortschritte erzielt werden und die endgültige Fassung zur Prüfung auf der 77. WHA 2024 vorgelegt werden.
Das finale Pandemie-Instrument dürfte die Art und Weise, wie wir in den kommenden Jahren mit Risiken für die Entwicklung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten umgehen, erheblich beeinflussen. Daher ist es äusserst wichtig, dass es sich nicht nur auf die Überwachung von Krankheitserregern konzentriert, sondern auch Massnahmen zur Bekämpfung der Ursachen für das Auftreten von Krankheitserregern und deren Ausbreitung vorsieht: Die Beziehung zwischen Mensch, Tier und Natur!
Da drei Viertel aller neu auftretenden Infektionskrankheiten zoonotisch sind (d. h. von Tieren ausgehen), liegt es auf der Hand, dass diesem Faktor bei der Bekämpfung künftiger Pandemien Vorrang eingeräumt werden sollte! Sars-CoV-2, MERS, Ebola und HIV stammen alle ursprünglich von Tieren und haben weltweit unzählige Todesfälle verursacht. Die evidenzbasierte Forschung hat bestätigt, dass der Verlust der biologischen Vielfalt, die Zerstörung von Lebensräumen und die Ausbeutung von Tieren eine wichtige Rolle beim Auftreten neuer Infektionskrankheiten spielen.
Die Konsequenzen daraus sind glasklar: Wenn wir Menschen wirksam und nachhaltig schützen wollen, müssen wir auch Tiere schützen!
Ein Pandemieabkommen, das die öffentliche Gesundheit wirksam schützt, muss Massnahmen den Vorrang geben, die tatsächlich verhindern, dass Erreger auftreten, mutieren und auf den Menschen überspringen. Was aber sind die wirksamsten Präventionsmassnahmen?
Präventionsmassnahmen sollten sich an der neuen One-Health-Definition orientieren, die 2021 vom hochrangigen Expertengremium für One Health überarbeitet wurde. Darin wird anerkannt, dass die Gesundheit und das Wohlergehen von Menschen, Haus- und Wildtieren, Pflanzen und der Umwelt eng miteinander verknüpft und verbunden sind.
Ein Verbot des Handels mit Wildtieren würde das Risiko der Krankheitsübertragung verringern. Die derzeitige Intensivtierhaltung schafft einen idealen Nährboden für Krankheiten, da Tausende von Tieren auf engem Raum und unter gesundheitsschädlichen Bedingungen gehalten werden.
Die intensive Tierhaltung ist auch eine der Hauptursachen für die weltweite Entwaldung, die den Verlust von Lebensräumen, die Fragmentierung und den Verlust der Artenvielfalt und die Klimakrise beschleunigt - alles Risikofaktoren, die für die Übertragung von Krankheitserregern verantwortlich sind.
Als VIER PFOTEN fordern wir, gemeinsam mit anderen Organisationen der Zivilgesellschaft, die Mitglieder des INB nachdrücklich auf, echte Prävention in den Mittelpunkt ihres Pandemiepräventionsinstruments zu stellen. Es ist höchste Zeit, dass die führenden Politiker der Welt die Verbindung zwischen Menschen, Tieren und der Umwelt anerkennen und einen ganzheitlichen Ansatz zur Pandemievorbeugung wählen. Um die öffentliche Gesundheit zu schützen, müssen wir die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere schützen.