VIER PFOTEN am Welt-Tiger-Tag: Weisse Tiger sind besonders gefährdet
Die globale Tierschutzorganisation ruft zum Ende des grausamen Handels und der Zucht von weissen Tigern in Gefangenschaft auf
Zürich, 29. Juli 2024 – Sie werden für Unterhaltungszwecke ausgebeutet, wegen ihres Fells getötet, und ihre Knochen für dubiose traditionelle Medizin verwendet. Auf dem Schwarzmarkt kann ein ausgewachsener lebender Tiger für etwa 22‘000 Euro gekauft werden, während für Tiger mit weissem Fell sogar ein Vielfaches verlangt wird. Anlässlich des heutigen Welt-Tiger-Tags am 29. Juli, macht VIER PFOTEN darauf aufmerksam, dass der grausame Handel mit Grosskatzen aufgrund fehlender Regulierungen in Europa und weltweit immer noch floriert. Besonders begehrt sind Tiger mit weissem Fell. Die hohe Nachfrage hat jedoch verheerende Folgen für die Tiere, da sie speziell für ihr weisses Fell gezüchtet werden. Diese Praxis ist oft mit Inzucht verbunden, was zu gesundheitlichen Problemen führt.
Die traurige Vergangenheit der weissen Tigerin Charlota
VIER PFOTEN hat bereits mehr als 50 Tiger aus schlechter Haltung gerettet und bietet aktuell 26 Tigern ein artgemässes Zuhause in ihren spezialisierten Schutzzentren und Partnerprojekten. Zu den geretteten Tigern zählt auch die zweijährige weisse Tigerin Charlota. Sie wurde aus illegaler Privathaltung in Tschechien gerettet und in die TIERART Wildtierstation nach Deutschland gebracht. Bevor sie nach TIERART kam, war sie 2023 vorübergehend im Zoo Hodonin untergebracht. Wie üblich in der grausamen Industrie der Grosskatzenzucht, wurde Charlota kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt, um von Hand aufgezogen zu werden. Ihr vorheriger Besitzer hat sie als Haustier ausgebeutet und Videos von ihr in den sozialen Medien hochgeladen. Die lokalen Behörden konnten Charlota konfiszieren und baten VIER PFOTEN, die Tigerin bei sich aufzunehmen. Charlota zeigt klare Anzeichen von Inzucht und benötigt intensive Pflege. Die zweijährige Tigerin leidet unter schielenden Augen, chronischen Nierenproblemen sowie deformierten Wirbelsäulen- und Vorderbeinknochen.
Aufgrund von Charlotas Gesundheitszustand und traumatischer Vergangenheit, benötigt sie eine intensive, auf sie abgestimmte Pflege durch unser erfahrenes Team von Tierpflegerinnen und Tierpflegern. Basierend auf ihren speziellen Bedürfnissen wurde ein eigener Trainings- und Aktivitätenplan für sie erstellt, um sie bei ihrer körperlichen und psychischen Genesung zu unterstützen. Beispielsweise erhält Charlota tägliche Beschäftigungen wie Düfte, Kartonboxen oder Heu, um stereotypen Verhaltensmustern entgegenzuwirken, natürliches Verhalten zu stärken und sie geistig aktiv zu halten.
Weisse Tiger sind keine eigene Spezies
Entgegen einem weit verbreiteten Missverständnis sind weisse Tiger keine eigene (Sub)spezies, die erhalten werden muss. Es handelt sich auch nicht um Albinos. Ihr weisses Fell ist das Ergebnis einer seltenen, rezessiven Genmutation, dem sogenannten Leuzismus, die von beiden Elternteilen getragen werden muss. Aus diesem Grund sind weisse Tiger eine Seltenheit in der Wildnis und inzestuöse Zuchtpraktiken werden genutzt, um die weisse Fellfarbe in Gefangenschaft zu erzielen. Die meisten weissen Tiger in Gefangenschaft sind Nachfahren eines weissen männlichen Tigers, der in den 1950-er Jahren in Indien gehalten wurde.
Die Privathaltung von Tigern ist in vielen Teilen der Welt noch legal
Aktuell ist Südafrika der grösste Exporteur von Grosskatzen und ihren Körperteilen weltweit. In einigen europäischen Ländern sind die Haltung und Zucht von Tigern privat oder in Zirkussen noch erlaubt. VIER PFOTEN ruft die europäischen Mitgliedsstaaten dazu auf, den EU-Tiger-Leitfaden zu implementieren. Zudem müssen Regierungen weltweit eine sogenannte «Positivliste» einführen, in der ersichtlich wird, welche Tiere legal als Haustiere gehalten und für ein Leben in Privathaltung gehandelt werden dürfen. Wildtiere wie Grosskatzen sollen von dieser Liste ausgenommen sein.
Einfluss von Schweizer Reisenden
Auch Schweizer Reisende können während den Ferien ungewollt in Kontakt mit dem Grosskatzenhandel kommen. Durch den Besuch von Einrichtungen, welche Selfies oder Spaziergänge mit Grosskatzen oder Kuscheln mit Jungtieren anbieten, unterstützen Touristinnen und Touristen unbewusst den grausamen Handel. Viele dieser Institutionen behaupten, sich für den Artenschutz einzusetzen. In Realität werden die Grosskatzen jedoch intensiv gezüchtet, um Profit zu erwirtschaften. VIER PFOTEN empfiehlt, keine Touristenattraktionen zu besuchen, welche direkte Interaktionen mit Wildtieren anbieten und stattdessen tierfreundliche Alternativen, wie das Bestaunen der Tiere in freier Natur oder in Schutzzentren, auszuprobieren. Ein echtes Schutzzentrum züchtet keine Tiere, erlaubt keinen direkten Kontakt zu den Tieren und kümmert sich um sie für den Rest ihres Lebens.
Oliver Loga
Press Manager+41 43 883 72 51
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Altstetterstrasse 124, 8048 Zürich
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.