Gans

Der Nationalrat befürwortet Importverbot für tierquälerisch erzeugte Stopfleber 

VIER PFOTEN hocherfreut über Entscheidung des Nationalrates für ein Stopfleberimportverbot

28.2.2022

Zürich, 28. Februar 2022 – Heute hat der Nationalrat eine Motion für ein Importverbot von tierquälerisch erzeugter Stopfleber angenommen. Die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN begrüsst die Entscheidung des Nationalrats: Millionen Gänse und Enten leiden jedes Jahr unter der brutalen Stopfmast, einer Prozedur, die in der Schweiz schon längst verboten ist. VIER PFOTEN fordert nun den Ständerat auf, dem Nationalrat zu folgen und dem Import dieses Tierqualprodukts ein Ende zu setzen.

 

Die Stopfmast ist hierzulande seit über 40 Jahren verboten. Dennoch werden jedes Jahr fast 200 Tonnen Stopfleber in die Schweiz importiert, was sie zu einem der weltweit grössten Importländer dieses als Delikatesse geltenden Produkts macht. 

«Die für die Herstellung von Foie Gras angewandte Praxis der Stopfmast verstösst gegen die Schweizer Tierschutzstandards. Tierqual hierzulande zu verbieten und stattdessen zu importieren, ist heuchlerisch. Es ist an der Zeit, diese Doppelmoral zu beenden. Wir freuen uns darüber, dass die Politik dies erkannt hat.»

Livie Kundert, Campaignerin bei VIER PFOTEN Schweiz

In der Realität leiden Enten, bevor sie im Alter von etwa drei Monaten geschlachtet werden, ihr ganzes kurzes Leben lang. In ihren ersten Lebenswochen werden sie verstümmelt: Um Verletzungen zu vermeiden, werden ihre Schnabelspitzen abgebrannt und ihre Krallen entfernt. Ihre biologischen Bedürfnisse werden komplett missachtet, sie erhalten keinen Zugang zu einem Gewässer. Anschliessend werden sie zwei Wochen lang gestopft, was bedeutet, dass ihnen zweimal täglich innerhalb von drei Sekunden bis zu 1 kg Maisbrei in die Speiseröhre gestopft wird. Zum Vergleich: Diese verabreichten Mengen würden bei einem Menschen 12 kg Spaghetti pro Tag entsprechen. Diese grausame Prozedur führt zu Verletzungen, die tödlich enden können. Die Tiere werden fettleibig, können nicht mehr richtig atmen und sich bewegen, bevor sie schliesslich geschlachtet werden. 

VIER PFOTEN hocherfreut über Entscheidung des Nationalrates für ein Stopfleberimportverbot
Die von SVP-Nationalrat Martin Haab eingereichte Motion wurde von Nationalratsmitgliedern über die Parteigrenzen hinweg unterstützt. 

«Foie Gras ist kein Grundnahrungsmittel, es ist ein tierquälerisches Luxusprodukt wie Schlangenleder. Setzen wir dem Leiden ein Ende. Nicht nur die Produktion, auch der Import gehört verboten.» Die Grünen-Nationalrätin Meret Schneider störte sich insbesondere an der Schweizer Doppelmoral: «Das hiesige Tierschutzgesetz anpreisen und gleichzeitig Tierqualprodukte zu importieren ist heuchlerisch und benachteiligt unsere Landwirtschaft.»

Martina Munz, SP-Nationalrätin

VIER PFOTEN fordert nun den Ständerat auf, dem Nationalrat zu folgen und sich für ein Importverbot von Stopfleber auszusprechen. Damit würde die Schweiz Geschichte schreiben und ein internationales Zeichen für höhere Tierschutzstandards setzen.

ergänzung 2023

In dieser Medienmitteilung haben wir 12 kg Spaghetti als Analogie verwendet. Da verschiedene Organisationen unterschiedliche Zahlen angeben, haben wir entschieden, diese Analogie künftig nicht mehr zu verwenden. Um sich die Menge, die eine Ente tatsächlich zu sich nimmt, besser vorstellen zu können, vergleichen wir künftig die beim Stopfen zugeführte Menge mit dem Grundbedarf an Nahrung, den eine Ente gemäss wissenschaftlichen Publikationen hat: Die Ente wird gezwungen, sechsmal mehr zu fressen, als sie es unter normalen Umständen tun würde. 

In 
dieser Medienmitteilung sprechen wir von Metallrohren. Die beim Stopfen verwendeten Röhren können in der Praxis jedoch auch aus Plastik bestehen. Aber auch dann bleibt der Vorgang für das Tier schmerzhaft. 

Da mit den angewendeten Methoden das Ziel verfolgt wird, die Produktion so rentabel wie möglich zu machen, wurde die Stopfphase bei den Enten auf 10,5 Tage (21 Fütterungen) verkürzt (bzw. 12 Tage für den Erhalt des Gütesiegels Label Rouge). Bei den Gänsen dauert die Stopfmast für den Erhalt des Label Rouge 15 Tage. Diese Verkürzung der Zwangsernährung stellt keine Verbesserung des Tierwohls dar: Die Tiere werden nur noch schneller krank.
 

Chantal Häberling

Chantal Häberling

Press Officer

chantal.haeberling@vier-pfoten.org

+41 43 501 57 45

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Altstetterstrasse 124, 8048 Zürich

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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.

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