Milch, Käse, Butter und Co. ohne Trennung von Mutter und Kalb
VIER PFOTEN ermutigt Milchbetriebe, Kälber bei ihren Müttern saugen zu lassen.
Zürich, 9. Oktober 2020 – Jedes Jahr kalbt jede der rund 500‘000 Milchkühe in der Schweiz, damit sie für die Milchproduktion eingesetzt werden kann. Milchkühe, die ihre Kälber umsorgen dürfen, sind leider eine Seltenheit. In der heutigen Milchindustrie werden Mutter und Kalb zumeist kurz nach der Geburt getrennt. Dies weil der Mensch die gesamte Milch für sich beansprucht. Am Samstag 10. Oktober sind die rechtlichen Unklarheiten seit 100 Tagen beseitigt und die Kälber dürfen gesetzlich offiziell bei ihren Müttern bleiben. Doch leider betreiben erst wenige Betriebe die muttergebundene Kälberaufzucht, in mehr als 99 Prozent der Fälle wird das frischgeborene Kalb von seiner Mutter getrennt. VIER PFOTEN ermutigt Betriebe auf muttergebundene Kälberaufzucht umzusteigen.
Nur eine Kuh, die kalbt, gibt Milch
In der Schweiz leben rund 500’000 Milchkühe. Milchkühe geben aber nicht «einfach so» Milch. Die Milch ist eigentlich zur Ernährung ihres Kalbes gedacht – es ist Muttermilch. Nur wenn die Kuh ein Kalb zur Welt gebracht hat, produziert sie auch Milch. Somit gebären Milchkühe jedes Jahr ein Kalb. Weil wir Menschen jedoch die gesamte Milch nutzen wollen, werden Kuh und Kalb meistens kurz nach der Geburt voneinander getrennt und die Kälber verbringen ihre ersten Wochen alleine in den sogenannten Kälberiglus. Kontakt zu Artgenossen gibt es oftmals nur durch Gitterstäbe und sie erhalten die Milch oder oft gar nur Milchersatz aus Nuckeleimern oder Tränkeautomaten. Darunter leiden sowohl die Kälber als auch ihre Mütter sehr, denn Kühe möchten ihre Kälber umsorgen und die Kälber brauchen ihre Mütter, da sie gänzlich ohne eigenes Immunsystem geboren werden.
Die natürliche Beziehung ausleben
Es gibt eine Alternative: die muttergebundene Kälberaufzucht. Dabei wird den Kälbern ermöglicht, mehrere Monate bei ihrer Mutter zu bleiben und am Euter zu trinken, auch wenn die Kuh weiterhin gemolken wird. Die Kuh und das Kalb können so ihre natürliche Beziehung ausleben und durch die Aufnahme von Muttermilch erhält das Kalb wichtige, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Nährstoffe, um sich gesund zu entwickeln. Aus Tierschutzsicht ist eine solche Produktionsweise eine bedeutende Verbesserung des Tierwohls für Kuh und Kalb. Lange war die Zulässigkeit der muttergebundenen Kälberaufzucht aufgrund einer fragwürdigen, veralteten Rechtsnorm umstritten. Mit der Revision des Lebensmittelrechts wurde die rechtliche Hürde beseitigt und seit 100 Tagen dürfen die Kälber nun offiziell bei ihren Müttern bleiben und ganz natürlich die Milch aus dem Euter der Mutter trinken. VIER PFOTEN hofft nun, dass viele Milchbetriebe möglichst bald auf diese tierfreundlichere Milchproduktion umsteigen.
Gesündere Tiere mit hoher Sozialkompetenz
Kälbchen werden gänzlich ohne eigenes Immunsystem geboren, deshalb ist das sogenannte Kolostrum (Erstmilch) kurz nach der Geburt für das Kalb entscheidend. Die Erstmilch versorgt das Kälbchen mit den benötigten Abwehrstoffen, um das Immunsystem aufzubauen. Das funktioniert ähnlich wie beim Menschen. Obwohl die Kälber das Kolostrum auch in der konventionellen Aufzucht direkt vom Menschen erhalten, hat das Säugen an der Mutter einen grossen Vorteil: Wird das Kalb über diese «Erstmilchperiode» hinaus von der Kuh gesäugt, hat das einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Kälber. Denn die Kuh kann ihr Kalb weiterhin via Milch mit genau den richtigen Nährstoffen und Abwehrstoffen versorgen und so ist das Kalb weniger anfällig für Krankheiten. Zudem ist der Kontakt zur Mutter sehr wichtig für die soziale Entwicklung der Kälber. Sie erhalten Zuneigung und erlernen Verhaltensweisen resp. den sozialen Umgang auch mit erwachsenen Kühen.
Hinweis:
Unter https://www.mu-ka.ch findet man eine Karte, die Betriebe und Verkaufsstellen in der Schweiz für Milch und Milchprodukte aus muttergebundener Kälberaufzucht aufzeigt.
Über VIER PFOTEN
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Dieses Jahr feiert VIER PFOTEN Schweiz sein 20-jähriges Jubiläum. Die 1988 von Heli Dungler in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen, Orang-Utans und Elefanten – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Ungarn, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in zwölf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt. www.vier-pfoten.ch
Chantal Häberling
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VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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