Gefangene Hunde in Siem Reap

Zehn Millionen Hunde und Katzen werden jährlich in Südostasien geschlachtet

Laut VIER PFOTEN-Bericht floriert der Handel trotz schwerwiegenden Gesundheitskrisen

12.2.2020

Zürich, 12.02.2020 – Aktuelle Recherchen der globalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN zeichnen ein erschreckendes Bild: In Vietnam, Kambodscha und Indonesien allein werden jedes Jahr geschätzt zehn Millionen Hunde und Katzen brutal geschlachtet. Der Verzehr von Hunde- und Katzenfleisch ist nicht illegal, doch die Art der Beschaffung und Schlachtung der Tiere durchaus. In vielen Fällen handelt es sich bei den Hunden und Katzen um Haustiere, die von ihren Besitzern gestohlen und danach ertränkt, erhängt, lebendig verbrannt oder erstochen werden. Damit ist der Hunde- und Katzenfleischhandel nicht nur das grösste Tierschutz-Problem in Südostasien, VIER PFOTEN warnt auch vor schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen für Menschen.

Erhältlich ist Hunde- und Katzenfleisch in Restaurants und auf Märkten, zu deren Besuchern vorwiegend Einheimische, aber auch Touristen vor allem aus China und Südkorea zählen. Der Handel und Konsum birgt neben unermesslichem Leid für Tiere und ihre Besitzer auch erhebliche Gesundheitsrisiken für Menschen, berichtet Dr. Katherine Polak, Tierärztin und Leiterin der VIER PFOTEN Streunerhilfe in Südostasien: 

«Die Händler stehlen Haustiere sowie Streuner und schleppen sie durch das ganze Land – oft auch über Landesgrenzen hinweg. Ob die Tiere mit Tollwut oder anderen Krankheiten infiziert sind, spielt hier keine Rolle. Die Haltung und Schlachtung der Hunde und Katzen, meist auf Lebendtiermärkten oder in Hinterhöfen, ist nicht nur äusserst brutal, sondern auch frei von jeglichen hygienischen Mindeststandards. Das schafft die perfekte Brutstätte für neue und tödliche Zoonoseviren, wie das Coronavirus. Mit rund zehn Millionen geschlachteten Tieren pro Jahr floriert der Handel, obwohl die Mehrheit der Einheimischen in Südostasien Hunde- und Katzenfleisch ablehnt. Die verantwortlichen Regierungen müssen schnell handeln – zum Schutz der Tiere und Menschen.»

Katherine Polak, Tierärztin und Leiterin der VIER PFOTEN Streunerhilfe in Südostasien

Hohe Nachfrage nach Hunde- und Katzenfleisch in Vietnam

Laut VIER PFOTEN-Investigationen werden in Vietnam jährlich geschätzt fünf Millionen Hunde und eine Million Katzen für ihr Fleisch geschlachtet. Das Kilo Hundefleisch bringt zwischen sechs und neun Euro. Katzenfleisch kann pro Kilo bis zu elf Euro kosten – im Falle einer schwarzen Katze sogar bis zu 20 Euro. Vietnamesische Männer sind die Hauptabnehmer von Hunde- und Katzenfleisch. Unter ihnen herrscht oft der Irrglaube, dass das Fleisch heilende Wirkungen hat. Im Norden des Landes ist die Nachfrage besonders hoch. Die VIER PFOTEN-Studie zeigt, dass 60 Prozent der Einheimischen in Vietnams Hauptstadt Hanoi bereits mindestens einmal in ihrem Leben Hundefleisch gegessen haben. Allerdings gaben 44 Prozent der Befragten in Hanoi auch an, in Zukunft auf Hundefleisch verzichten zu wollen. Hunde- und Katzenfänger sammeln regelmässig Haustiere und Streuner im Süden des Landes ein und transportieren sie in engen Käfigen über 18 Stunden lang ohne Wasser und Nahrung quer durch das Land. Um den Appetit nach Hunde- und Katzenfleisch zu stillen, werden auch Tiere aus China und Laos importiert. In Vietnam kommt es immer wieder zu teilweise tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Haustierbesitzern und Hunde- und Katzenfängern.

Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh als Hundefleisch-Hotspot
Im benachbarten Kambodscha sieht es für die Tiere nicht besser aus. VIER PFOTEN-Recherchen zeigen, dass dort jährlich rund drei Millionen Hunde getötet und gegessen werden. Unter den geschlachteten Tieren sind Streuner, aber auch Haustiere, die entweder gestohlen, gegen Töpfe und Pfannen eingetauscht oder verkauft werden. Ein lebender Hund bringt zwischen 1,80 Euro und 2,70 Euro pro Kilo, während ein Kilo rohes Hundefleisch für bis zu 3,60 Euro zu haben ist. Ein Hundefleisch-Gericht kostet weniger als einen Euro. Allein in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh hat VIER PFOTEN über 110 Restaurants, die Hundefleisch anbieten, dokumentiert. Viele der Restaurants haben erst in den letzten zwei Jahren eröffnet. Speziell ist in Kambodscha das Töten durch Ertränken in eigens errichteten Wasserbecken – damit können die Schlachthöfe über hundert Hunde täglich verarbeiten. Obwohl der Handel floriert, bleibt der Verzehr von Hundefleisch eine kontroverse Praxis unter den Einheimischen, vor allem unter den jüngeren Generationen.

Hunde und Katzen auf indonesischen Lebendtiermärkten bewusst gequält 
In Indonesien zählen die Konsumenten von Hunde- und Katzenfleisch zu einer Minderheit. Laut VIER PFOTEN-Bericht essen weniger als sieben Prozent der Indonesier diese Art von Fleisch. Dennoch werden jährlich rund eine Million Hunde und hunderttausende Katzen für den Fleischhandel getötet. Besonders gefragt ist das Fleisch auf den Inseln Java, Sumatra und Sulawesi. Auf bei Touristen beliebten sogenannten «Extremmärkten» in Nord-Sulawesi werden die Tiere verkauft und vor den Augen der Marktbesucher lebendig verbrannt. Für einen lebenden Hund zahlt man rund 13 Euro. Ein schon fertiges Hundefleischgericht, meistens in Form eines Curries oder einer Suppe, kostet ungefähr 1,30 Euro.

VIER PFOTENs Kampf gegen den Hunde- und Katzenfleischhandel 
Um den brutalen Handel mit Hunde- und Katzenfleisch in Südostasien nachhaltig zu beenden, hat VIER PFOTEN eine Kampagne auf internationaler und nationaler Ebene gestartet. Durch Aufklärungsarbeit und Kooperationen mit den verantwortlichen Behörden und Tourismusverbänden sollen die Regierungen dazu gebracht werden, strenge Tierschutzgesetze einzuführen, die das Fangen, Schlachten und Essen von Hunden und Katzen verbieten. Darüber hinaus unterstützt VIER PFOTEN lokale Tierschutzorganisationen und Gemeinden mit humanen und nachhaltigen Programmen zum Management der Hunde- und Katzenpopulation. VIER PFOTEN ist auch Teil der Tierschutzkoalitionen DMFI (Dog Meat Free Indonesia) und ACPA (Asia Canine Protection Alliance), die gegen den Handel in Südostasien lobbyieren.

VIER PFOTEN hat zudem eine Petition gegen den Hunde- und Katzenfleischhandel gestartet, die bereits über eine halbe Million Unterstützer weltweit unterschrieben haben!

Über uns
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Dieses Jahr feiert VIER PFOTEN 20-jähriges Jubiläum in der Schweiz. Im Fokus der 1988 von Heli Dungler in Wien gegründeten Organisation stehen Streunerhunde und -katzen sowie Nutz-, Heim- und Wildtiere aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit nachhaltigen Kampagnen und Projekten sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristigen Schutz für leidende Tiere. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt. www.vier-pfoten.ch

Chantal Häberling

Chantal Häberling

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VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.

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