VIER PFOTEN ORANG-UTAN WALDSCHULE auf Borneo eröffnet
Erste Orang-Utan-Schüler erhalten Unterricht im Regenwald.
East Kalimantan, 23. Mai 2018 – Seit über einem Jahr arbeitet VIER PFOTEN gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation Jejak Pulang und der indonesischen Regierung am Aufbau eines neuen Rehabilitationsprojekts für Orang-Utans auf Borneo. Nun ist es endlich soweit: Die neue VIER PFOTEN ORANG-UTAN WALDSCHULE in Ostkalimantan ist eröffnet und das erste Schuljahr kann beginnen. Acht Orang-Utan-Waisen im Alter zwischen elf Monaten und neun Jahren werden die ersten Schüler sein, die in der 100 Hektar grossen WALDSCHULE von der erfahrenen VIER PFOTEN Primatologin Dr. Signe Preuschoft und einem indonesischen Team von 15 Tierpflegern, einer Biologin und zwei Tierärzten intensiv betreut und auf eine Auswilderung in den Regenwald vorbereitet werden.
VIER PFOTEN hat bisher acht Orang-Utan-Waisen übernommen. Sie alle mussten miterleben, wie ihre Mütter grausam getötet wurden.
Der erste Tag in der WALDSCHULE
Der Aufbau des Projekts mitten in Borneos Regenwald ist eine grosse logistische Herausforderung, und die Infrastruktur der WALDSCHULE ist noch im Entstehen. Doch die Orang-Utan Waisen müssen so früh wie möglich viel Zeit in ihrer natürlichen Umgebung dem Wald verbringen. Daher fährt eine erste Gruppe von fünf Orang-Utan-Waisen täglich mit dem «Schulbus» von ihren derzeitigen Schlafkäfigen in die WALDSCHULE. Dort lernen sie von ihren menschlichen Ersatzmüttern diejenigen Fertigkeiten, die ihnen ihre leibliche Mutter nicht mehr beibringen konnte. Auf dem Stundenplan stehen zum Beispiel Klettern, Futtersuche und das Bauen eines Schlafnestes. Nächsten Monat werden sie in ihr neues Schlafquartier über dem an die WALDSCHULE angrenzenden Fluss einziehen.
Die acht Waldschüler
Das Besondere an diesem Projekt: Jedes Tier wird von Dr. Preuschoft und ihrem Team je nach Entwicklungsstand speziell gefördert und lernt in seinem individuellen Tempo. Daher sind nicht alle Orang-Utans im selben Jahrgang. Baby Gonda, der mit acht Monaten zu den Tierschützern kam, musste erst langsam lernen, wie sich Orang-Utans im Wald bewegen.
Die dreieinhalbjährige Cantik und der fünfjährige Eska dagegen üben bereits Fangenspielen in den Baumwipfeln – dabei muss ein Orang-Utan auch berücksichtigen, wie sich das Gewicht seines Partners auf die Schwingung der Äste auswirkt. Die beiden neuesten Ankömmlinge, der elf Monate alte Gerhana und die 18 Monate alte Kartini, werden noch von ihren menschlichen Ersatzmüttern versorgt und gleichzeitig mit den anderen Babys im Kindergarten sozialisiert. Die siebenjährige Amalia und der neunjährige Robin leben derzeit noch in Gehegen. Dr. Preuschoft und ihr Team werden ihr Verhalten und ihre Fähigkeiten in den nächsten Monaten genau beobachten und dann entscheiden, ob und wann sie die WALDSCHULE besuchen können.
Waldschulabschluss – was dann?
Die Orang-Utans durchlaufen während ihrer Rehabilitation mehrere Ausbildungsstufen (siehe Grafik). Als Babys leben sie zunächst in der liebevollen Obhut ihrer menschlichen Ersatzmütter im Babyhaus und besuchen den Kindergarten. Ab ihrem zweiten Lebensjahr besuchen die Kleinkinder die Waldschule. Mit zunehmender Kompetenz werden die Orang-Utans unternehmungslustiger und unabhängiger. Dann wird es Zeit für sie, die sogenannte Waldakademie zu besuchen. Wann und ob ein Orang-Utan tatsächlich auf sich alleine gestellt in die freie Natur entlassen werden kann, entscheidet das VIER PFOTEN-Team individuell.
VIER PFOTEN und das Orang-Utan Projekt auf Borneo
VIER PFOTEN setzt sich bereits seit über zehn Jahren für die Rehabilitierung traumatisierter Orang-Utan-Waisen auf Borneo ein. Nach einer Umstrukturierung der Aktivitäten vor Ort ist die neue von VIER PFOTEN finanzierte WALDSCHULE ein Kooperationsprojekt zwischen VIER PFOTEN, der einheimischen Partnerorganisation Jejak Pulang und dem indonesischen Ministerium für Umwelt und Forstwirtschaft. Neben dem weiteren Ausbau der Infrastruktur sind eine Quarantänestation und ein Baby-Baumhaus für ganz kleine Orang-Utan-Waisen geplant.
Orang-Utans auf Borneo
In den letzten vier Jahrzehnten wurde auf Borneo Regenwald in riesigem Ausmass zerstört. Abertausende Orang-Utans wurden zu Opfern der Palmöl-, Tropenholz- und Kohleindustrie. Jährlich werden zwei- bis dreitausend Orang-Utans getötet, weil man sie als Ernteräuber in Ölpalmplantagen betrachtet, aber auch ihres Fleisches wegen. Wehrlose Waisen, deren Mütter gezielt getötet wurden, enden als Haustiere. Die Borneo Orang-Utans gehören zu den kritisch gefährdeten Arten.
VIER PFOTEN auf Social Media
Bleiben Sie auf unseren Social Media Kanälen über Tierschutzthemen und VIER PFOTEN Aktivitäten auf dem Laufenden:
oder abonnieren Sie unseren Newsletter.
Lesen Sie ausserdem in unserem Newsboard, welche Medien über Projekte von VIER PFOTEN berichten.
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.