Neues aus der VIER PFOTEN ORANG-UTAN WALDSCHULE
Orang-Utan-Babys lernen klettern im Regenwald von Borneo
Borneo, 31. Oktober 2018 – Für die Orang-Utan-Babys Gondar, Tegar, Kartini und Gerhana steht ein neues Unterrichtsfach auf dem Stundenplan: Klettern im Regenwald von Borneo. Vor allem die vier jüngsten der insgesamt acht verwaisten Menschenaffen im Alter von 16 Monaten bis 2 Jahren müssen noch viel in der VIER PFOTEN ORANG-UTAN WALDSCHULE in Ostkalimantan lernen, bis sie wieder in die Wildnis entlassen werden können.
Orang-Utans sind körperlich perfekt ausgestattet für ein Leben in den Baumkronen des Regenwalds, doch die Kletterkünste sind ihnen nicht angeboren. Sie müssen erlernt und intensiv geübt werden. Normalerweise lernen Orang-Utan-Babys überlebensnotwendige Fähigkeiten wie Klettern, Nahrungssuche und Nestbauen von und zusammen mit ihrer Mutter. Gondar, Tegar, Kartini und Gerhana aber haben keine Mütter mehr. Sie mussten miterleben, wie diese grausam getötet wurden. Damit sie sich trotz ihrer traurigen Vergangenheit zu überlebensfähigen erwachsenen Orang-Utans entwickeln können, besuchen sie die Waldschule. In der Obhut ihrer menschlichen Ersatzmütter üben sie jetzt, in den über 25 Meter hohen Tropenbäumen zu klettern und Nahrung zu suchen.
Zunächst aber mussten die Ersatzmütter lernen, sicher auf Bäume zu klettern. Die amerikanische Organisation Tree Monkey Project hatte daher ein Team von Profi-Kletterern geschickt, um die Tierpfleger und -pflegerinnen zu schulen, so dass diese, ausgestattet mit Seilen, Haltegurten und Helmen, sicher in den Tropenbäumen klettern können.
Vergangene Woche startete dann der Kletterunterricht für die Waldschüler. Zum ersten Mal kletterten Gondar, Tegar, Kartini und Gerhana zusammen mit ihren Ersatzmüttern hoch hinauf in die Baumkronen. Alle vier Orang-Utan-Babys waren zwar lernwillig und neugierig, aber gleichzeitig auch irritiert von der Klettermontur ihrer Ersatzmütter und daher etwas zögerlich.
Streng genommen bringen Dr. Signe Preuschoft und ihr Team den Orang-Utan-Waisen nur wenig bei:
Die Primatologin ist sich sicher, dass ihre Schützlinge nun mehr Zeit in den Bäumen verbringen werden, weil sie nicht mehr auf den Boden kommen müssen, um Geborgenheit zu finden.
Waldunterricht bis zum Waldschulabschluss
Die Orang-Utans durchlaufen während ihrer Rehabilitation mehrere Ausbildungsstufen. Als Babys leben sie zunächst in der liebevollen Obhut ihrer menschlichen Ersatzmütter im Babyhaus und besuchen den Kindergarten. Spätestens ab ihrem zweiten Lebensjahr besuchen die Kleinkinder die Waldschule, wo es dann bereits ausgewachsene Tropenbäume mit Lianen gibt. Mit zunehmender Kompetenz werden die Orang-Utans unternehmungslustiger und unabhängiger. Dann wird es Zeit für sie, die sogenannte Waldakademie zu besuchen. Wann und ob ein Orang-Utan tatsächlich auf sich alleine gestellt in die freie Natur entlassen werden kann, entscheidet das VIER PFOTEN-Team individuell.
VIER PFOTEN und das Orang-Utan-Projekt auf Borneo
VIER PFOTEN setzt sich bereits seit über zehn Jahren für die Rehabilitierung traumatisierter Orang-Utan-Waisen auf Borneo ein. Nach einer Umstrukturierung der Aktivitäten vor Ort öffnete VIER PFOTEN im Mai 2018 die ORANG-UTAN WALDSCHULE in Ostkalimantan. Hier betreuen Primatologin Dr. Signe Preuschoft und ein indonesisches Team von 15 Tierpflegern, einer Biologin und zwei Tierärzten derzeit acht Orang-Utan-Waisen im Alter zwischen 16 Monaten und 9 Jahren und bereiten sie auf eine Auswilderung in den Regenwald vor. Sie wird von VIER PFOTEN finanziert und ist ein Kooperationsprojekt zwischen VIER PFOTEN, der einheimischen Partnerorganisation Jejak Pulang und dem indonesischen Ministerium für Umwelt und Forstwirtschaft, welches das 100 ha grosse Gebiet der Waldschule zur Verfügung stellt.
Orang-Utans auf Borneo
In den letzten vier Jahrzehnten wurde auf Borneo Regenwald in riesigem Ausmass zerstört. Abertausende Orang-Utans wurden zu Opfern der Palmöl-, Tropenholz- und Kohleindustrie. Jährlich werden zwei- bis dreitausend Orang-Utans getötet, weil man sie als Ernteräuber in Ölpalmplantagen betrachtet, aber auch ihres Fleisches wegen. Wehrlose Waisen, deren Mütter gezielt getötet wurden, enden als Haustiere. Die Borneo Orang-Utans gehören zu den kritisch gefährdeten Arten.
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.