Vom König des Dschungels zum heiss gehandelten Skelett
VIER PFOTEN fordert Kurswechsel der südafrikanischen Regierung
Zürich, 10. August 2018 – Dieses Jahr ist der Internationale Tag des Löwen am 10. August ein Entscheidungstag für alle Löwen. Einst gefürchtet und als «König des Dschungels» bestaunt, wird der Löwe von den südafrikanischen Behörden zur heiss begehrten Handelsware degradiert. Seit Jahren werden die Löwen des Landes als Jungtiere in Zuchtfarmen geknuddelt, um als ausgewachsene Tiere gejagt zu werden.
2017 führten die Behörden gar eine Exportquote von 800 Löwenskeletten pro Jahr ein. Diese Skelette finden ihre Abnehmer hauptsächlich auf dem asiatischen Markt, wo sie als Zutaten für Traditionelle Chinesische Medizin verarbeitet werden. Neben der Kommerzialisierung seiner Zuchtlöwen gefährdet Südafrika damit auch die wildlebenden Grosskatzenpopulationen in anderen Ländern. Im Zuge eines zweitägigen Kolloquiums zur Löwenzuchtindustrie in Südafrika in diesem August, fordert VIER PFOTEN die südafrikanische Regierung auf, die Exportquote aufzuheben und endlich ein Verbot von Zucht und Handel von in Gefangenschaft geborenen Löwen voranzutreiben.
Legaler Handel setzt auch die Existenz wildlebender Löwen aufs Spiel
Der grausame Handel mit bedrohten Grosskatzen hat grosse Ausmasse angenommen und es gibt zahlreiche Belege für illegale Aktivitäten in ganz Europa. Auch in Gefangenschaft gezüchtete Löwen aus Südafrika spielen dabei eine wesentliche Rolle – und das mit voller Unterstützung der südafrikanischen Regierung. Trotz zahlreicher Debatten und Proteste verkündete das südafrikanische Umweltministerium (South African Department of Environmental Affairs) am 16. Juli 2018 die Erhöhung der Skelett-Quote auf 1‘500. Schlimme Folgen für wildlebende Löwen sind zu erwarten – bereits in den letzten Jahren nahm die Wilderei auf Löwen zu. Die südafrikanischen Exporte machen auch die Bemühungen anderer Länder, die Massnahmen zum Schutz der Löwen implementiert haben, wirkungslos.
Warum Löwen und Tiger im selben Boot sitzen
Erst vor zwei Wochen deckte VIER PFOTEN auf, wie der globale Handel mit Tigern und ihren Körperteilen floriert. Tigerknochen und andere Tigerprodukte, wie zum Beispiel Suppenwürfel, bringen auf dem Schwarzmarkt viel Geld ein. Und die Erhöhung der Exportquote für Löwenskelette bringt auch andere bedrohte Grosskatzenarten wie Tiger in Bedrängnis, da sie die Nachfrage für diese Produkte schürt. Der Handel mit Tigerknochen ist gesetzlich verboten, doch es ist fast unmöglich, den Unterschied zwischen Knochen von Zuchtlöwen und denen von Tigern, die von einem gewilderten Tier stammen, zu erkennen. VIER PFOTEN ist ausserdem im Besitz von Videomaterial, auf welchem ein Händler bestätigt, dass einmal gehäutete Tiger und Löwen fast nicht voneinander zu unterscheiden seien.
Wendepunkt oder reine Scharade?
Das Kolloquium mit dem Titel « Jagd auf Zuchtlöwen in Südafrika: Schädlich oder förderlich für das Naturschutz-Image des Landes?» findet am 21. und 22. August statt. Es soll den unterschiedlichen Interessensvertretern die Möglichkeit geben, ihre Argumente für und gegen die südafrikanische Löwenindustrie zu präsentieren. Das Ergebnis der Diskussionen könnte eine Gesetzesänderung vorantreiben. Eine vielversprechende Aussicht, doch wird sich erst zeigen, ob sich Südafrika wirklich ernsthaft für einen besseren Schutz der Grosskatzen einsetzt. Denn beispielsweise scheint das Ministerium für Tourismus nicht in das Kolloquium involviert zu sein und die Agenda ist lediglich auf die möglichen Auswirkungen der Löwenzucht auf das Image des Landes beschränkt.
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.