Bettdecken voller Tierleid
In der Schweiz erhältliche Bettwaren können immer noch Daunen aus Lebendrupf oder Stopfmast enthalten.
Zürich, 12. Dezember 2016 – Weltweit werden jährlich rund 40 Millionen Enten und Gänse für die Produktion der als Delikatesse bekannten Foie gras (französisch für «Fettleber”) gestopft. Der Grossteil ihrer Daunen und Federn landet in der Bettwarenindustrie. Auch viele Bettwarenhersteller, die ihre Produkte unter anderem in der Schweiz vertreiben, können nicht vollständig ausschliessen, dass ihre Bettwaren Daunen aus tierquälerischer Stopfmast oder Lebendrupf enthalten. Dies, weil sie aus Tierschutzsicht bislang nur ungenügende Kontrollen durchführen. Unter anderem haben grosse Schweizer Bettwarenanbieter wie COOP City, Globus, Interio, JYSK, Manor, Matratzen Concord, Micasa, Möbel Pfister und Top Tip Daunenprodukte von solchen Herstellern bezogen.
Viele Bettwarenhersteller und Bettwarenanbieter können zurzeit Daunen von grausam gestopften oder lebend gerupften Enten oder Gänsen in ihrem Sortiment nicht vollständig ausschliessen. VIER PFOTEN hat die Unternehmensrichtlinien der Firmen bezüglich Tierschutz unter die Lupe genommen und jede Firma um Stellungnahme gebeten. Das Problem für Schweizer Konsumenten: Bettwaren-Produkte von Herstellern, die Daunen aus der Stopfmastproduktion oder Lebendrupf nicht vollständig ausschliessen können, werden derzeit auch von Bettwarenanbietern wie COOP City, Globus, Interio, JYSK, Manor, Matratzen Concord, Micasa, Möbel Pfister und Top Tip im ganzen Land vertrieben.
Kampagne «40 Lives» gegen Tierleid in Bettwaren
VIER PFOTEN hat daher Ende November die Kampagne «40 Lives” gegen Tierleid in Bettwaren gestartet. Die Tierschutzorganisation stellt dabei, stellvertretend für alle in der Bettwarenindustrie leidenden Gänse und Enten, 40 Vögel, deren Daunen in einer Bettdecke verarbeitet wurden, ins Rampenlicht. Im Rahmen der Kampagne fordert VIER PFOTEN Bettwarenhersteller und -anbieter auf, ab sofort Verantwortung für die Tiere in ihren Lieferketten zu übernehmen und durch strenge Standards, die seriöse Kontrollsysteme enthalten, Daunen aus Stopfmast oder Lebendrupf in ihren Produkten garantiert auszuschliessen.
Kampagnenarbeit zeigt sofortige Wirkung
Viele von VIER PFOTEN zu einer Stellungnahme aufgeforderte Bettwarenhersteller und –anbieter haben bereits reagiert und zu den Rechercheergebnissen der Tierschutzorganisation Stellung genommen. Die Stellungsnahmen der Schweizer Bettwarenanbieter lassen generell folgenden Schluss zu
Daher müssten diese Firmen ihre Lieferanten in Bezug auf Tierschutzstandards strenger überwachen.
Erfreulich für VIER PFOTEN: Einige Bettwarenanbieter und Hersteller (wie Billerbeck, Häussling, Möbel Pfister und auch Micasa) haben VIER PFOTEN gegenüber bereits angekündigt, in Zukunft strengere Richtlinien und/oder Kontrollen in Bezug auf den Ausschluss von Stopfmast und/oder Lebendrupf implementieren zu wollen.
Gerupft und gestopft wird auch heute noch
Auch wenn viele Hersteller behaupten, dass Daunen nicht von gequälten Tieren stammen, beweist aktuelles Videomaterial aus mehreren europäischen und chinesischen Farmen, in dessen Besitz VIER PFOTEN ist, das Gegenteil: Es ist immer noch gang und gäbe, mit brutalen Prozeduren Daunen und Stopfleber zu gewinnen (siehe Download Link): Vögel werden an ihren Hälsen durch Ställe gezerrt, gefesselt und gerupft, frisch gestopfte Tiere kauern nach Luft ringend in ihren Käfigen.
Die VIER PFOTEN Schweiz Kampagnenleiterin geht davon aus, dass in allen Bettwaren-Produkten, deren Hersteller keine seriösen Kontrollen der Lieferanten durchführen, Tierleid in Form von Stopfmast und Lebendrupf stecken kann. Die Recherchen von VIER PFOTEN zeigen ausserdem, dass neben den Schweizer auch deutsche, englische und österreichische Bettwarenhersteller Daunen aus der Stopfmastproduktion oder Lebendrupf nicht glaubhaft ausschliessen können.
Problematik Stopfmast
Die Stopfmast ist eine extrem grausame Methode zur Herstellung der als Delikatesse bekannten Foie gras (französisch für «Fettleber”). Diese Praktik ist in der Schweiz und in zahlreichen anderen europäischen Ländern aus Tierschutzgründen verboten. Dabei wird Gänsen und Enten ein Rohr in die Speiseröhre eingeführt, um grosse Mengen Futterbrei über ein Druckluftsystem in den Magen zu pumpen. Mit der Zeit verfettet die Leber und vergrössert sich dabei um bis das Zehnfache. Am Ende der Mast ist die Leber der Vögel so gross, dass die Tiere kaum mehr atmen oder sich bewegen können. Zusätzlich werden viele der Gänse vor der Stopfmast bei lebendigem Leib gerupft, um ihre Daunen zu gewinnen. Während des Rupfens werden viele Tiere verletzt, und die Wunden werden meist ohne Betäubung genäht.
Hersteller von Outdoorbekleidung als Vorbild
Beispiele aus der Outdoorbekleidungsindustrie zeigen, dass dies durchaus machbar ist: Die Unternehmen «The North Face» und «Patagonia» hatten 2014 nach einer VIER PFOTEN Kampagne angekündigt, keine Daunen von Gänsen und Enten aus Stopfmast oder Lebendrupf mehr verarbeiten zu wollen. Beide Unternehmen entwickelten daraufhin eigene strenge Standards, die Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Daunen-Lieferkette gewährleisten und Stopfmast sowie Lebendrupf ausschliessen (Responsible Down Standard und Traceable Down Standard). Diese Standards stehen der gesamten Industrie zur Verfügung und werden derzeit von einigen Outdoor-, Mode- und Sportmarken implementiert.
ergänzung 2023
Anders als oben beschrieben, wird der Maisbrei nicht direkt in den Magen gestopft, sondern durch die Speiseröhre in den Kropf.
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.