Tierfreundliche milch – geht das überhaupt?
Bio-Bauer Hans Möller aus Deutschland über die muttergebundene Kälberaufzucht in der Praxis
In der konventionellen Landwirtschaft trennt man Milchkühe und Kälber schon wenige Stunden oder Tage nach der Geburt. Das Leid der Kälber und Kühe ist gross: Mutterkühe rufen nach ihren Kälbchen, Kälber entwickeln oft Verhaltensstörungen. Hans Möller leitet einen Biolandhof in der Nähe von Hamburg und setzt auf alternative Milchkuhhaltung. VIER PFOTEN hat mit ihm darüber gesprochen, wie das in der Praxis funktioniert.
VIER PFOTEN im Interview mit Bio-Bauern Hans Möller
Normalerweise werden Kälber von Milchkühen schon nach den ersten Lebenstagen von der Mutter getrennt, damit man die gesamte Milch für den menschlichen Verzehr nutzen kann. Sie machen es anders: Seit 2015 betreiben Sie die sogenannte muttergebundene Kälberaufzucht. Wie können wir uns das vorstellen?
Wie haben Sie Ihre Kälber vorher aufgezogen?
Warum sind Sie auf die muttergebundene Kälberaufzucht umgestiegen?
Als ich noch Ammenkuhhaltung betrieben habe, bekam immer das grössere Kalb die meiste Milch und das kleinere bekam zu wenig. Auch das Aneinander-Gewöhnen hat ein bis drei Wochen gedauert und war häufig schwierig, da nicht jede Amme jedes Kalb angenommen hat und umgekehrt nicht jedes Kalb bei der Amme getrunken hat. Mit der muttergebundenen Aufzucht ist es einfacher. Die enge Mutter-Kind-Bindung sorgt dafür, dass die Kälber sofort und dann auch nur bei ihrer eigenen Mutter saugen. Da die Tiere auf der Weide ganzjährig freien Zugang zu Gras haben, fangen die Kälber bereits ab dem zweiten Lebenstag an, das erste Gras zu probieren. Am Ende des dritten Lebensmonats können sie sich schon ohne Milch ernähren.
Was geschieht nach den ersten drei Lebensmonaten mit den Kälbern?
Wie viele Kühe haben Sie und welcher Rasse gehören sie an?
Wenn wir hier über die Weide schauen, sehen wir, dass fast alle Tiere Hörner tragen. Wie ist Ihre Erfahrung damit und warum verzichten Sie auf die schmerzhafte Enthornung der Tiere?
In der industriellen Milchviehhaltung kann man bei Kälbern massive Verhaltensstörungen, wie beispielsweise gegenseitiges Besaugen, beobachten. Kommt dies auch bei Ihnen vor?
Was geschieht mit den männlichen Kälbern?
Was füttern Sie Ihren Tieren?
Wie oft werden die Kühe gemolken und was machen die Kälber in dieser Zeit?
Wieviel Milch bleibt noch für den Verkauf übrig und rechnet sich das?
Ich verzichte jeweils ein Vierteljahr lang auf einen Grossteil der Milch. Die Kälber trinken teilweise bis zu zehn Liter am Tag. Dafür haben es meine Tiere gut. Arzneimittelkosten habe ich fast keine – der Tierarzt kommt nur zum Kastrieren der männlichen Kälber. Selbst bei der Geburt brauchen die Tiere keine menschliche Hilfe.
Wo bekommt man Ihre Milch und was kostet sie?
Die Milch wird unter dem Namen «Vier Jahreszeitenmilch» in Deutschland vermarktet und über Rewe und Edeka-Märkte in und um Hamburg, sowie im eigenen Hofladen vertrieben. Je nach Jahreszeit schmeckt die Milch anders. Das macht sie so besonders. Ein Liter Milch kostet 1,49 Euro – darunter verkaufen wir sie nicht, da wir uns unsere tierfreundliche Haltung sonst nicht mehr leisten könnten.