Mutterkuh mit Kalb

Reduktion von Absetzstress bei Kuh und Kalb in der kuhgebundenen Milchkälberaufzucht

VIER PFOTEN unterstützt Universitäts-Projekt, das herausfinden will, welches Verfahren zum Entwöhnen den geringsten Stress für Kuh und Kalb verursacht 

3.7.2020

Kälber in der konventionellen Milchproduktion werden grösstenteils innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt von der Mutter getrennt und künstlich mittels Tränkeimern oder Tränkautomaten aufgezogen. Als Reaktion auf die zunehmende Forderung der Verbraucher nach tiergerechteren Produktionssystemen, besteht bei einigen, insbesondere ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieben jedoch zunehmend Interesse, die Kälber wieder mit ihren Müttern aufzuziehen. Diese sogenannte muttergebundene Aufzucht der Kälber hat viele Vorteile. Die Tiere können ihre sozialen Verhaltensweisen ausleben, sich zum Beispiel gegenseitig belecken und die Kälber lernen von ihren Müttern spielerisch die Regeln der Herde. 

Weiterhin kann die muttergebundene Aufzucht für eine sehr gute Entwicklung der Kälber sorgen, was sich zum Beispiel in höheren täglichen Gewichtszunahmen messen lässt. Auch zeigen die Kälber weniger gegenseitiges Besaugen. Dies ist eine Verhaltensstörung die auf ein unbefriedigtes Saugbedürfnis zurückzuführen ist und bei der es zu Gesundheitsstörungen wie zum Beispiel Entzündungen an den besaugten Körperstellen oder Bezoarbildung bei den saugenden Tieren kommen kann.

Stressreaktionen beim Absetzen

Allerdings gibt es auch bei der muttergebundenen Aufzucht Nachteile. So zeigen sowohl Kühe als auch Kälber starke Stressreaktionen, wenn die entstandene Kuh-Kalb-Bindung im Zuge des Absetzens später wieder gelöst werden muss. Denn auch in der muttergebundenen Aufzucht in der ökologischen Landwirtschaft findet dies viel früher  – meist mit drei bis vier Monaten – statt als in der Natur, wo die Entwöhnung in der Regel nach mehr als acht Monaten stattfindet. In der Milchviehhaltung findet diese Trennung oft nicht nur früher als in der Natur, sondern zusätzlich auch noch abrupt statt. Für Kuh und Kalb stellt das eine grosse Stresssituation dar.

Mutterkühe und Kälber

VIER PFOTEN unterstützt Universitäts-Projekt

VIER PFOTEN unterstützt ein Projekt der Universität Giessen, das in Kooperation mit dem Thünen-Institut für Ökologischen Landbau durchgeführt wird. Dabei wird der Frage nachgegangen, welches Verfahren zum Entwöhnen den geringsten Stress für Kuh und Kalb verursacht und deshalb besonders gut geeignet ist, die im Zuge der kuhgebundenen Kälberaufzucht entstandene Kuh-Kalb-Bindung wieder zu lösen. Dazu werden zuerst zwei verschiedene Verfahren bezüglich ihrer Stressbelastung für die Tiere beim Entwöhnen im Experiment getestet. Anschliessend werden dann unterschiedliche, in Praxisbetrieben bereits angewandte Varianten der Entwöhnung hinsichtlich der Stressbelastung für Kuh und Kalb untersucht. Die Ergebnisse der Studie sollen später zur Entwicklung eines Handlungsleitfadens zur erfolgreichen Milcherzeugung mit kuhgebundener Kälberhaltung beitragen um interessierten Betrieben fundierte Informationen zur Verfügung zu stellen.

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