Initiative gegen Massentierhaltung
Eine Million Stimmen für 80 Millionen «Nutztiere»
Am 25. September 2022 hat das Schweizer Stimmvolk über die Initiative abgestimmt
Für das JA hat es leider nicht gereicht. Die Schweizer Stimmbevölkerung lehnte die Initiative mit 37,1 % JA-Stimmen ab. VIER PFOTEN ist über diese verpasste Chance sehr enttäuscht. Trotzdem haben wir mehr erreicht, als viele für möglich gehalten haben. Mit der Initiative konnten wir die heutigen Zustände in der Schweizer Tierproduktion vors Stimmvolk tragen. Noch nie wurden die Haltungsbedingungen der sogenannten Nutztiere so breit in der Öffentlichkeit diskutiert. Unzählige Posts auf den sozialen Medien, Podiumsdiskussionen, Fernsehbeiträge und Artikel haben die Initiative begleitet und aufgezeigt, dass auch hierzulande in der sogenannten Nutztierhaltung viele Probleme existieren und Millionen von Tieren leiden. Diese Debatte war und ist unglaublich wichtig. Weitere Details zum Verlauf der Abstimmung finden Sie in der Medienmitteilung vom 25.09.2022.
Für uns ist klar: Wir werden uns weiterhin mit voller Kraft für die Bedürfnisse der Tiere in der Landwirtschaft einsetzen – in der Schweiz und weltweit.
VIER PFOTEN plant deshalb eine Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagne, die sich an Konsumierende richten wird und die tierfreundliche Unterbringung und Pflege von Schweinen, Kühen, Rindern, Kälbern, Masthühnern und Legehennen ins Zentrum rückt.
Denn nur eine tierfreundliche und nachhaltige Landwirtschaft ist zukunftsfähig.
«In der Schweiz gibt es keine Massentierhaltung» - diese und viele weitere Behauptungen hört man in der Schweiz häufig, denn das Schweizer Tierschutzgesetz wird gern als vorbildlich bezeichnet. Die Realität für sogenannte Nutztiere sieht anders aus: Masthühner haben knapp ein A4-Blatt Platz zum Leben und werden zu Tausenden in Hallen zusammengepfercht. Nur etwa 7 % von ihnen haben im Lauf ihres kurzen Lebens Zugang ins Freie.
Nur 12 % aller sogenannten Nutztiere stehen jemals auf einer Wiese.
Auf der Fläche eines Parkplatzes werden bis zu zehn Schweine gehalten. Nur etwa die Hälfte aller Schweine haben Auslauf ins Freie. Das sind nur einige Beispiele für die industrielle Tierproduktion in der Schweiz. Generell mangelt es an Platz, der Auslauf ins Grüne fehlt für viele Tiere, Abwechslung und Beschäftigungsmöglichkeiten sind nicht vorgesehen, und auch die Zucht auf Hochleistung ist äusserst problematisch.
Fast 80 Millionen Tiere wurden im Jahr 2020 in der Schweiz gemästet und geschlachtet.
Diese Zustände müssen sich ändern, denn sie haben nicht nur Einfluss auf das Wohl der Tiere, sondern auch auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Die Massentierhaltung verschmutzt unter anderem Gewässer und Atmosphäre und ist für den Klimawandel mitverantwortlich. VIER PFOTEN arbeitet bereits seit vielen Jahren daran, die Haltungsbedingungen von sogenannten Nutztieren zu verbessern. Aus diesem Grund haben wir die eidgenössische Volksinitiative gegen Massentierhaltung unterstützt und werden uns auch in Zukunft tatkräftig für das Wohl der Nutztiere einsetzen.
Was forderte die Initiative?
Die Initiative gegen Massentierhaltung forderte das Ende der industriellen Tierproduktion in der Schweiz.
Forderung 1: Tierfreundliche Unterbringung und Pflege
Die meisten Tiere in der Landwirtschaft verbringen den Grossteil ihres Lebens auf Betonböden und haben kaum Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Initiative forderte, dass alle Tiere bedürfnisgerecht leben können.
x Mehr Platz pro Tier
x Möglichkeiten zum Spielen
x Einstreu für alle Tiere
x Artgerechte Fütterung
Forderung 2: Zugang ins Freie
Die Initiative forderte für alle Tiere täglichen Zugang ins Freie. Damit sie davon profitieren können, müssen sie körperlich in besserer Form sein. Das wiederum bedeutet es müssen weniger überzüchtete Rassen eingesetzt werden.
x Täglicher Weidezugang
x Langsamer wachsende Rassen
Forderung 3: Schonende Schlachtung
Am Schluss ihres Lebens werden Tiere unter massivem Stress transportiert und vor der Schlachtung mit fehleranfälligen Methoden betäubt. Die Initiative forderte Schlachtmethoden, bei denen die Vermeidung von Leid oberste Priorität hat.
x Kurze Transportwege
x Bessere Kontrolle des Betäubungsvorgangs
x Schonende Schlachtmethoden
Forderung 4: Maximale Gruppengrösse je Stall
Bis zu 27’000 Hühner oder 1’500 Schweine dürfen in einer Halle gehalten werden. Die Betreuung einzelner Tiere ist praktisch unmöglich. Viele sterben unbemerkt. Die Initiative forderte eine starke Reduktion der Gruppengrössen.
x Kleinere Gruppen
x Weniger Tiere pro Hektar Weidefläche
Forderung 5: Importvorschriften
Schweizer Bauern stehen im Wettbewerb mit ausländischen Betrieben, die oft mit niedrigeren Tierschutzstandards arbeiten. Die Initiative forderte, dass importierte Tierprodukte den neuen Schweizer Standards entsprechen.
x Kein Import von Tieren und Tierprodukten, die nach in der Schweiz verbotenen Produktionsmethoden erzeugt wurden
Wie viele Schweizer Landwirtschaftsbetriebe tagtäglich beweisen, ist eine ressourcenschonende und tierfreundliche Produktion möglich. Trotzdem fristet ein Grossteil der Tiere ihr kurzes Leben in kargen, engen Ställen und haben kaum oder gar keinen Auslauf. Wir setzen uns deshalb weiterhin tatkräftig dafür ein, die Weichen für eine tierfreundliche und zukunftsfähige Landwirtschaft zu stellen – in der Schweiz und weltweit.