Lämmersterblichkeit
Helfen Sie mit, das Leiden von Millionen von australischen Lämmern zu beenden, deren Wolle für Modezwecke verwendet wird
Australien ist eines der führenden Länder auf dem globalen Wollmarkt und liefert 80 % der feinen Merinowolle, die in der weltweiten Textilindustrie1 zum Einsatz gelangt. Doch hinter der australischen Merinowolle verbirgt sich grausames Tierleid – Millionen von Lämmern sterben direkt nach der Geburt und die meisten der Überlebenden müssen unglaublich brutale Praktiken wie Mulesing über sich ergehen lassen.2
Die Sterblichkeitsrate australischer Lämmer ist erschreckend hoch. Sie liegt in der Regel zwischen 20 und 30 % (im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt von 9 bis 20 %). In einigen Fällen erreicht sie gar über 70 % 3,4,5.
Lämmer leiden für Wolle
Das exklusive Filmmaterial zeigt die harte Realität: Über 10 Millionen australische Lämmer sterben jedes Jahr vorzeitig.(4)
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Zu den grössten Risiken für neugeborene Lämmer gehören Geburtskomplikationen, schlechte Haltungsbedingungen oder fehlender Wetterschutz sowie quälerische Züchtungen.
Report zur Lämmersterblichkeit
VIER PFOTEN hat die Ursachen für die hohe Sterblichkeitsrate australischer Lämmer untersucht und zeigt Lösungen auf. Die Zucht von Schafen mit glatter, faltenloser Haut (weniger anfällig für Fliegenmadenbefall), bessere Haltungsbedingungen und das Bereitstellen von Unterschlupfmöglichkeiten sind vielversprechende Alternativen. Nur auf Englisch verfügbar.
Schlüsselfaktoren für eine bessere Überlebenschance der Lämmer
- Züchtung: Forscher und Wollproduzenten haben über den Zusammenhang zwischen einer höheren Überlebensrate von Lämmern mit weniger faltiger oder glatter Haut berichtet. Es gibt Schafrassen, die gegen Fliegenmadenbefall resistenter sind und das Verstümmeln der Jungtiere weitgehend redundant machen. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, die darauf hindeutet, dass die Zucht von Schafen mit weniger Falten das Potenzial hat, gleichzeitig mehrere Probleme des Schafschutzes anzugehen, zum Beispiel die hohe Lämmersterblichkeit, den Fliegenmadenbefall und das Verstümmeln von Jungtieren.
- Tierhaltung: Das Erreichen des idealen Geburtsgewichts von Lämmern ist für deren Überleben von entscheidender Bedeutung und beginnt mit der angemessenen Ernährung der Muttertiere. Auch eine geringere Besatzdichte, eine bessere Überwachung und unterstützende Massnahmen während der kritischen Zeit der Geburt sind entscheidend, um das Überleben von Lamm und Mutterschaf zu verbessern.
- Umwelt: Schafe werden in der Regel im Winter trächtig, so dass die Lämmer im Frühjahr, wenn die Weiden am fruchtbarsten sind, nicht mehr die Milch ihrer Mütter trinken, sondern Gras fressen.6 Diese Art der Aufzucht senkt die Futterkosten. Allerdings sind die neugeborenen Lämmer im Winter rauen Witterungsbedingungen ausgesetzt. Wird die Geburt auf Herbst oder Frühjahr geplant, kann die Lämmersterblichkeit von 10-20 % auf nur 1-2 % gesenkt werden. Durch das Bereitstellen von Unterschlupfmöglichkeiten kann die Lämmersterblichkeit in Australien bei Zwillingsgeburten um 17,5 % und bei Einzelgeburten um 7 % gesenkt werden. Gleichzeitig lässt sich dadurch das Risiko von Stoffwechselerkrankungen bei den Mutterschafen minimieren.
VIER PFOTEN fordert die australische Wollindustrie auf, dringend Zucht- und Tierhaltungspraktiken einzuführen, die dem Überleben von Lämmern und Mutterschafen Priorität einnehmen. Dazu gehört die Zucht von Schafen, die gegen Fliegenmadenbefall resistent sind und einen glatten Körper haben, zusätzlich zu den weiteren Massnahmen, die im neuen Briefing-Paper beschrieben werden.
Die Verstümmelungspraxis Mulesing – ein einziger Horror
Viele australische Wollproduzenten züchten Schafe mit grossen Hautfalten. Denn je grösser die Hautfläche eines Schafes, desto höher ist vermutlich der Ertrag für den Wollproduzenten. Leider macht diese überschüssige Haut die Schafe sehr anfällig für Fliegenmadenbefall. Flystrike oder Myasis, wie der Fliegenmadenbefall auch genannt wird, ist eine äusserst schmerzhafte Erkrankung, die durch Schmeissfliegen verursacht wird, die ihre Eier vor allem in den Hautfalten am Hinterteil des Schafes ablegen.
Um dem Fliegenmadenbefall vorzubeugen, wenden viele Schafhalter die grausame und längst überholte Praxis des Mulesing an. Die Verstümmelungspraxis ohne jegliche Form von Betäubung steht an der Spitze der invasiven Routineeingriffe, die an sogenannten Nutztieren vorgenommen werden. Die in der Regel 2 - 12 Wochen alten Lämmer7 werden auf einem Metallgestell auf dem Rücken fixiert, während ihnen mit einer scharfen Schere (ähnlich einer Gartenschere) grosse Teile der Haut und des Fleisches im Schwanzbereich herausgeschnitten werden. Der Schmerz dieser traumatisierenden Verstümmelung kann tagelang anhalten, und es dauert mehrere Wochen, bis die Wunden verheilt sind. Der Eingriff wird in der Regel ohne angemessene Schmerzbetäubung oder nachträgliche Versorgung durchgeführt.
Das Wegschneiden von Hautfalten bei jungen Lämmern wurde vor über hundert Jahren erfunden, und obwohl es längst schmerzfreie Lösungen gibt, werden immer noch 7 von 10 australische Lämmer dieser grausamen Prozedur unterzogen8. Traurigerweise deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass Hunderttausende an den Komplikationen während und nach dem Eingriff sterben9.
Glücklicherweise gibt es Lösungen, um den unnötigen Tod und das Leiden dieser Lämmer zu verhindern. VIER PFOTEN fordert die Wollindustrie sowie die Regierungen der australischen Bundesstaaten auf, Mulesing bei Lämmern unverzüglich zu stoppen und stattdessen auf die Alternativen umzustellen, angefangen bei landwirtschaftlichen Praktiken, die das Überleben der Lämmer und Mutterschafe in den Vordergrund rücken.
Fordern Sie durch Ihre Unterschrift Bekleidungs- sowie Strickwollemarken dazu auf, die grausame Praxis des Mulesing zu beenden.
Quellenverweis
2. Sheep Wool - #WearItKind – a FOUR PAWS campaign to end cruelty in fashion. FOUR PAWS International - Animal Welfare Organisation. [accessed 2024 Jan 16]. https://www.four-paws.org/campaigns-topics/campaigns/wearitkind/sheep-wool-and-mulesing
3. Kopp K, Hernandez-Jover M, Robertson S, Abuelo A, Friend M. A Survey of New South Wales Sheep Producer Practices and Perceptions on Lamb Mortality and Ewe Supplementation. Animals. 2020;10(9):1586. doi:10.3390/ani10091586
4. Ipsen M. World’s best practice in Lamb Survival. Nuffield Australia Project No 1316. 2014 Apr:42.
5. Bruce M, Young JM, Masters DG, Refshauge G, Thompson AN, Kenyon PR, Behrendt R, Lockwood A, Miller DW, Jacobson C. The impact of lamb and ewe mortality associated with dystocia on Australian and New Zealand sheep farms: A systematic review, meta-analysis and bio-economic model. Preventive Veterinary Medicine. 2021;196:105478. doi:10.1016/j.prevetmed.2021.105478
6. Australian sheep and lamb life cycle. MLA Corporate. [accessed 2024 Feb 1] https://www.mla.com.au/globalassets/mla-corporate/prices--markets/documents/trends--analysis/australian_sheep-and-lamb_life-cycle_a4.pdf
7. Tail docking and mulesing | Meat & Livestock Australia. MLA Corporate. [accessed 2024 Feb 1]. https://www.mla.com.au/research-and-development/animal-health-welfare-and-biosecurity/husbandry/tail-docking-and-mulesing/
8. Managing non-mulesed sheep, WA Department of Agriculture. https://www.agric.wa.gov.au/livestock-parasites/managing-non-mulesed-sheep
9. Effect of plastic occlusive clips used as an alternative to mulesing on breech conformation, body weight and survival of Merino lambs, Evans et al. in Australian Veterinary Journal. doi:10.1111/j.1751-0813.2011.00890.x